Frischemarkt in St. Tönis: Ein Markt fürs Auge und den Gaumen

Ein Fest mit viel Angebot: Obst und Gemüse, Autosalon und Sonntagseinkauf.

St. Tönis. Das Wetter könnte besser nicht sein. Pünktlich um zehn glänzen die Autos in der Sonne. Michael Heisig hat um halb neun angefangen, seine Peugeots und Citroens in die Hochstraße zu fahren. "Mit fünf Mann waren wir hier." Versonnen nippt er an seiner Tasse Kaffee: "Der ist ja nur noch lauwarm", sagt er und schüttelt den Kopf. "Wahrscheinlich zu früh in die Thermoskanne geschüttet."

Vorsichtig zirkelt Heinrich Driehsen seinen Viehanhänger durch die Gasse, die die vielen Autos auf der Hochstraße gelassen haben. Vor dem Marktplatz hält er an, bugsiert zwei drei Wochen alte Kälber an den herbstlich dekorierten Tischen und der prächtigen Kohlpyramide vorbei in das Gatter, das für die beiden bereit steht.

Seine Tochter schüttet ihnen kleine Ballen Stroh auf, er reibt ihnen über das sauber glänzende Fell. Da ist auch schon die kleine Adriana zur Stelle, steckt ihr Händchen durchs Gitter und vergräbt es in das Fell der Nummer 68944, der mit dem höheren Weißanteil in der Fellfarbe. "Guck mal Mama, was das für eine lange Zunge hat", sagt Adriana verwundert und lässt die beiden keinen Augenblick lang aus den Augen. "Sollen wir weiter gehen?" fragt die Mutter. "Nein", kommt es entschieden von der Dreijährigen. Sollen wir nach Hause?" Wieder kommt ein entschiedenes "Nein! Wir bleiben hier."

Noch ist Platz auf den Marktplatz, so dass Karl-Heinz Lessenich den Kollegen vom Werbering den Stepper vorführen kann. Ein uriges Gefährt, natürlich mit zwei Rädern, wie ein Roller ohne Sattel, das sich auf Tretbewegungen wie beim Aerobic-Stepper hin in Gang setzt. Bei Peter Brake hält er an und weist auf seine Apfelkrawatte hin. "Die wird jetzt bald Pflicht in Tönisvorst", sagt der und nickt anerkennend.

Er lauert, bis die letzte Familie die Karten mit dem geschätzten Kappesgewicht eingeworfen hat, schnappt sich den Kohlkopf und bringt ihn zur Waage. "9905 Gramm", registriert er, "ich muss das wissen, bevor der große Ansturm kommt." Mit zehn Leuten hat er zweieinhalb Stunden gebraucht, bis das Gemüse und die Steigen voller Obst auf dem Marktplatz angerichtet waren. Der prachtvolle Anblick kündet vom Reichtum des Herbstes.

Beim Pavillon des Reformhaus Ferlings duftet es nach frisch Gebratenem. Monika Rath offeriert heiße knusprige Bärlauchbratlinge. "Wir brauchen noch ein kleines Gefäß", sagt sie zu ihren Mitarbeiterinnen. Damit man die Zahnstocher, mit deren Hilfe man sich die kleinen Taler in den Mund schieben kann, anschließend nicht wieder auf den Teller zurücklegen muss.

Vor dem Rathaus stehen die Autos von Ford Breuer mit offenen Türen. Obwohl die Tische vom Backhaus Steeg noch im Schatten liegen, sind alle Tische mit Frühstücksgästen voll belegt.

Laut hupt es aus einem der Daihatsus. "Joel, komm da raus", mahnt die Oma des Zweijährigen. Der hat den Fahrersitz geentert und drückt die Hupe mit wachsender Begeisterung. "Ja, ich weiß, das ist schön, aber das kann man keinem Menschen zumuten", sagt sie energisch.

Das Copeo-Cabrio lockt auch eine ältere Dame. "Finde ich süß", sagt sie. "Aber da komme ich ja weder raus noch rein."