Gags und tiefsinnige Geschichten

Besucher begeistert beim dreistündigen Auftritt von Torsten Sträter.

Foto: abi

Tönisvorst. So mancher derer, die am Freitag das Forum besuchten, wird am Samstag einen Kater gehabt haben — in den Lachmuskeln. Denn der Stadtkulturbund schaffte es, seine Spielzeit 2017/2018 mit einem Highlight abzuschließen: Torsten Sträter, Poetry-Slammer und begnadeter Beobachter, zeigte sein Programm „Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein“.

Sträter kam auf den letzten Drücker. Peter Siegel, Chef des Stadtkulturbundes, schaute ab halb acht nervös auf seine Uhr. Denn der Star des Abends war noch nicht da. Dann aber kam er — und so schnell wie der Soundcheck lief, waren Sträter und das Publikum im Programm angekommen. Umziehen? Das typische schwarze Beanie auf dem Kopf reichte, auf dem Tisch eine Kanne Kaffee — los ging’s.

Vor dem Publikum lagen drei Stunden, und wohl jeder war froh, eine der Karten ergattert zu haben. Wie man den Ortsnamen ausspreche, wollte Sträter zunächst wissen. Wie Tönnis? Oder anders. Vier ö war es, worauf man sich einigte. Und gleich schoss er seine ersten Gags raus, die immer respektvoll waren, niemanden diskreditierten. Schon gar nicht seinen Sohn. Denn der musste herhalten, als Sträter versuchte zu erklären, was sich seit seiner Jugend alles geändert habe. „Musik war früher arbeiten für sieben Mark — und davon haben wir uns eine Single gekauft.“ Heute werde die Musik aus der Cloud geladen. Und alle Medien seien jetzt voll mit der Musik seines Sohnes.

Auch Probleme der Ü-50-Generation kamen zur Sprache. Gewicht zum Beispiel, wobei er sein Spielzeug, ein Fitnessarmband, präsentierte. 8000 Schritte soll man am Tag machen. Nur — wohin? Kürzlich habe er mal 46 000 Schritte gemacht — und dann gemerkt, dass er mit einer Schlagbohrmaschine gearbeitet hat.

Im Fitnessstudio sei er gebeten worden, sich zu wiegen. Er habe sich auf eine Waage gestellt, die sich dann als Staubsaugroboter herausstellte — der sich in seine Einzelteile zerlegt. Das Publikum dankte mit reichlich Applaus, brüllendem Lachen und oft Tränen in den Augen. Dabei war es egal, ob es sich um flachere Gags handelte oder tiefsinnige Geschichten.

Nach der Pause träumte Sträter davon, nachts bei Ikea das Bälle-Bad auf 18 Meter Tiefe auszuheben und er stellte sich das Bild der verschwindenden Kinder vor. Das Publikum bog sich vor Lachen.

Zum Schluss erzählte er davon, dass er die Handynummer seiner Mutter auch nach deren Tod nicht gelöscht habe. Und immer zum Geburtstag eine SMS an sie gesendet habe. Plötzlich habe er eine Antwort bekommen, denn die Nummer sei neu vergeben worden. Dies endete mit einem Treffen in Frankfurt — und die SMS an seine Mutter werde mittlerweile eingefordert. bec