Geflüster: Geschichte und Gedichte
Geflüster: Heute geht’s um Gespenster, einen Freizeitdichter und um Schwarz-Brennerei.
Willich/Tönisvorst. "Ein Gespenst geht um in Europa" - mit diesen markigen Worten haben Karl Marx und Friedrich Engels schon 1848 ihr Kommunistisches Manifest eingeleitet. Doch gesehen hatte dieses Gespenst bis heute niemand. WZ-Fotograf Friedhelm Reimann ist es vor wenigen Tagen aber endlich begegnet: Drohend hatte es sich über Vorst aufgebaut. Blitzschnell hat Friedhelm Reimann auf den Auslöser seiner Kamera gedrückt. Die Geschichtsbücher müssen jetzt möglicherweise neu geschrieben werden.
Bleiben wir in der Geschichte: Seit 1912 stellt die Firma Brandt in Hagen/Westfalen ihren berühmten Zwieback her. Das lachende Kind auf orangefarbenem Grund ist ein weltweit bekanntes Markenlogo. Was das alles mit Willich zu tun hat, wollen Sie wissen. Nun, auch dort lebt ein bekannter Brandt, Thomas mit Vornamen. Der stellt zwar keinen Zwieback her, sondern verkauft Versicherungen und tummelt sich nebenbei in der Lokalpolitik. Aber das Brandt-Zwieback-Logo auf dem T-Shirt trägt er trotzdem gerne.
Wilhelm Otto ist ein unermüdlicher Freizeitdichter. Der rüstige 85-Jährige schmiedet schon seit seiner Jugend Verse - und eigentlich über alles. Diesmal hat der Bewohner des Hubertusstifts in Schiefbahn in seiner "Dichterstube" unter dem Dach über die Ferienzeit nachgegrübelt. Hier das Ergebnis:
Lasst und glücklich sein und lachen, nichts, gar nichts hält uns hier mehr,
kommt, wir packen unsere Sachen, auf geht’s zu dem blauen Meer!
Lasst sie uns ganz schnell verlassen, Häuserwände aus grauem Sand,
überfülle, enge Gassen, sei gegrüßt, du weiter Strand!
Ist es der Himmel, sind’s die Wellen, sind es die Winde, die dort wehen,
die unseren müden Geist erhellen - und wir lassen’s gern geschehen.
Krimiautor Sebastian Stammsen aus St. Tönis, den wir gerade vorgestellt haben, war vor einer Woche Teil des Still-Lebens auf der A40. Stammsen war auf Einladung des Grafit-Verlages dort. "Weil ich die A40 sonst nur aus dem Auto kenne, war der Anblick der vielen Fußgänger und Fahrradfahrer fremd und faszinierend zugleich." Interessant war für ihn aber auch die erste persönliche Begegnung mit den Mitarbeitern des Verlags, darunter auch Stammsens Lektorin. Vor Ort traf der Newcomer auf dem Krimi-Markt Autoren wie Ilka Stitz, Andreas Izquierdo und Horst Eckert. Stammsen: "Besonders bei Horst Eckert dachte ich gleich, von diesem Mann muss ich ein Buch lesen." Es gab kurze Lesungen und angeregte Diskussionen. Worüber? Na, über Krimis natürlich.
Wir müssen noch einmal auf unser Storchenjunges an der Clörather Mühle zu sprechen kommen. Sein Weidennest, ein Platz in luftiger Höhe, ist ein Zuschauermagnet - für viele Radfahrer und Spaziergänger, die am Aussichtspunkt Rast machen und versuchen, den weißen Punkt im Nest auszumachen. Mit dem bloßen Auge ist der junge Storch aber kaum auszumachen. Vom Rastplatz bis zu ihm sind es gut und gerne 100 Meter. Aber Kenner der Örtlichkeit sind gewappnet: Sie haben Ferngläser dabei und peilen dadurch den Vogel im Nest an. Wer lange genug geduldig schaut, kann Glück haben und Mutter und Vater Storch beim Anflug mit Futter beobachten. Und bald sicher auch die ersten Flug-Runden des Nachwuchses.
50 Urkunden in Sachen Baumbesitz überreichte jetzt Floristin Sandra Rolshoven von der Aktion "1000 Bäume für 1000 Jahre Anrath" an den Anrather Brauereibesitzer Willi Schmitz. 25 Winterlinden und 25 Stieleichen nennt er nun sein eigen. "Damit habe ich mir den nachwachsenden Brennstoff für unsere Brauereianlage für die nächsten Jahrhunderte gesichert", lacht Schmitz. Die kleine Hausbrauerei wird nämlich noch mit einem Holzofen betrieben und Schmitz denkt praktisch. Die Bäume können in Ruhe auf der Gemeinschaftsfläche an der Donkkampfbahn wachsen und sind irgendwann in den nächsten 100 Jahren der Brennstoff, damit auch weiterhin leckeres Bier in Anrath hergestellt werden kann.
Die Älteren werden sich erinnern: Es gab mal einen Tönisvorster Bürgermeister namens Albert Schwarz. Dem Mann geht’s in seinem Ruhestand richtig gut. Vor rund einem Jahr hat er sich für seinen Garten ein Häuschen angeschafft, mit Theke, eben um ein bisschen feiern zu können. Unlängst fiel dann Gästen auf: Das Häuschen hat noch keinen Namen. Ergo wurde ein Namensgebungsverfahren eingeleitet. Das machte Hubertus Jenner. Alle konnten schriftlich einen Vorschlag machen. Und am Ende gewann: die "Schwarz-Brennerei".