Neersen: Verantwortlich für Blumen und Brunnen

Student Timo Rüggeberg (20) arbeitet in Neersen als Regieassistent.

Neersen. Auf der Festspielbühne sieht man ihn kaum: Timo Rüggeberg hat nur im "Raub der Sabinerinnen" eine Statistenrolle. "Und im Gott des Gemetzels betätige ich die Fontäne im Gartenteich", sagt der Student (20) grinsend. Dabei hat er seine ersten Schauspielerfahrungen bereits mit 13 Jahren beim Jungen Theater Bonn gemacht.

"Meine Großmutter gab mir den Tipp, mich dort zu melden." Bei einem Casting wurden Jugendliche gesucht, die in den Kinderstücken des Theaters unter der Regie von Profis spielten. "Etwa in der Ronja Räubertochter." Bald darauf wurde ein TV-Regisseur auf den Bonner aufmerksam und er spielte unter anderem in der Vorabendserie "In aller Freundschaft". Seine Familie war wenig begeistert. "Die hatten Angst um meine schulischen Leistungen", erzählt er. Vor allem die Oma.

Also hat Timo neben den Dreharbeiten, die teilweise in Berlin oder Leipzig stattfanden, gepaukt. "Und dann habe ich mein Abi mit 1,2 gemacht", sagt er. "Mit dem Effekt, dass meine Oma meinte, nun könne der Enkel ja auch Medizin studieren." Doch der machte sein Freiwilliges Soziales Jahr in der Dramaturgie des Jungen Theaters. Was ihm bei der Aufnahmeprüfung für eine Schauspielschule auch nicht weiter half. Dort melden sich 1000 junge Menschen auf acht Plätze. Also ging er erst mal für ein Jahr nach Australien.

Just, als er im April wieder zurückkam, hörte er von einer freien Stelle in Neersen, bewarb sich und bekam sie. Nun ist er Regieassistent und hat die Abendspielleitung im "Gott des Gemetzels". "Da sehe ich mir jede Vorstellung an und gebe den Schauspielern Rückmeldung, was gut gelaufen ist und was weniger gut." Er sorgt dafür, dass der Kuchen und die Zigarren an Ort und Stelle sind. Er kauft frische Blumen und entdornt sie, damit sich die Schauspielerin nicht daran verletzt, wenn sie sie auf den Boden pfeffert.

Wenn Premieren sind, sei die Oma dabei und stolz auf ihn. "Wenn ich mal einen Oscar oder den Deutschen Filmpreis bekomme, will sie unbedingt in meiner Dankesrede genannt werden", sagt er lächelnd. Weil er sich nicht auf das Glück verlassen will, das neben dem Talent zum Erfolg eines Schauspielers gehört, wird er im Herbst ein Studium in Publizistik und Kommunikationswissenschaften aufnehmen. "Das Schöne ist, meine Großmutter denkt, das ist was ganz Solides und Sicheres", sagt er und lacht schelmisch. Übrigens: Am Sonntag wird Timo Rüggeberg 21 Jahre alt.