Neersen: Kleiner Führer zur Kapelle

Denkmal: Eine Broschüre zur Geschichte von Klein-Jerusalem ist neu aufgelegt worden.

Neersen. Die kleine Kapelle am Ortseingang liegt versteckt hinter Bäumen und Hecken. Aber sie bekommt viel Besuch, sagt Brigitte Vander, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Kapelle Klein-Jerusalem: "Die deutsch-türkische Union war schon da, die Ritter vom Heiligen Grab kommen regelmäßig. Erst in der vergangenen Woche habe ich drei Führungen gemacht." Auch ihr Stellvertreter Heinz Amfaldern ist im Einsatz für Klein-Jerusalem: "Bei der jüngsten Sternwallfahrt waren 1200 Leute hier, darunter 280Kinder."

Das kulturhistorisch bedeutende Gebäude ist so beliebt, dass der kleine Führer zur Geschichte der Kapelle dringend überarbeitet werden musste. Das hat Brigitte Vander getan. Mit Hilfe ihres Vorstandskollegen Wolfgang Peter kam die Volksbank Mönchengladbach mit ins Boot, die 2000 Euro für den Druck spendierte. Vorstand Otmar Tibes, selbst aus Willich: "Wir honorieren damit das große Engagement der Interessengemeinschaft. Denn eins ist klar: Ohne Engagement geht gar nichts."

Von der nunmehr dritten Auflage der 16-seitigen, in Grün gehaltenen Broschüre wurden 10000 Stück gedruckt. In eindrucksvollen Fotos von Friedhelm Reimann und einem leicht verständlichen Text wird die Geschichte und Idee der Kapelle Klein-Jerusalem lebendig.

Gerhard Vynhoven hatte sie zwischen 1655 und 1660 erbauen lassen. Als Vikar in Anrath, Pfarrer in Osterath und als Feldkaplan des berühmten Reitergenerals Jan von Werths "hatte er die Verwüstungen und die Leiden des Dreißigjährigen Krieges durchlitten", schreibt Brigitte Vander. Seine Idee habe aus einer möglichst getreuen Nachbildung der heiligen Stätten von Bethlehem und Jerusalem bestanden, um den vom Krieg erschütterten Menschen "die ersten und letzten Tage des Herrn anschaulich vor ihre Seele zu stellen."

Vynhoven war unweit der Stelle, an der heute die Kapelle steht, auf einem Bauernhof zur Welt gekommen. Die heiligen Stätten hatte er bei mehreren Reisen nach Palästina kennengelernt und Skizzen von Geburtsgrotte und Grab Christi angefertigt. Diese wurden später in der Kapelle maßstabgerecht umgesetzt.

Sein Ziel, "Beth-Jerusalem", wie er das kleine Gotteshaus anfangs nannte, zur Pilgerstätte zu machen, wurde erreicht: Dank gezielter Werbung gab es schon bald regelmäßige Wallfahrten, es wurden sogar 121 Fälle von wundersamen Heilungen verbürgt. Den Pilgerstrom unterstützten der Kölner Erzbischof und sogar der Papst in Rom.

Vynhovens Vision wirkt aber auch ins 21. Jahrhundert hinein, ist sich der Vorstand der Interessengemeinschaft einig: "Wir haben 10000 Besucher im Jahr. Sie kommen zum Teil von weit her, aus Köln, Münster. Zudem wird unsere Kapelle bei Brautleuten immer beliebter." Diese positive Resonanz beflügelt die Interessengemeinschaft, neue Mitglieder zu suchen: "Wir wollen unsere Arbeit auf ein möglichst breites Fundament stellen."