Gewerbepark: Neues Leben bei Kress
Am Maysweg in St. Tönis entsteht ein Gewerbepark.
St. Tönis. Der Schornstein, der sich über das ganze Areal erhebt, raucht. Das soll auch so bleiben: Wo früher Textilien veredelt wurden und nach mehreren Konkursen eine riesige Industriebrache übrig blieb, soll neues Leben entstehen. Das Kress-Gelände am Maysweg wird entwickelt, soll bis zu 100 Firmen Platz bieten. Am Mittwoch Abend wurde das Projekt im Planungsausschuss vorgestellt.
„Das ist ein Stück St. Töniser Industriegeschichte“, erklärte Bürgermeister Thomas Goßen beim gestrigen Ortstermin. Um hinterherzuschieben: „Wenn’s fertig ist, wird der Charme nicht mehr so morbide sein.“ Investor für das Areal ist die Firma Kooi Immobilien, die es 2012 gekauft hat.
„Wir werden ausschließlich Räume und Flächen zur Vermietung anbieten“, sagt Stephan van der Kooi. Davon kann sein Unternehmen nur eine Menge anbieten: 22 000 Quadratmeter Mietfläche stehen zur Verfügung, insgesamt ist das Areal 52 000 Quadratmeter groß.
Das bis jetzt prägende Bild soll erhalten bleiben. Der große Schornstein, der alte Wasserturm und das Eingangsgebäude mit dem Glockenturm sollen richtig schick zurechtgemacht werden. Und das sind nur drei Highlights.
„Eine Halle müssen wir leider abreißen“, erklärt van der Kooi. Verantwortlich dafür sind Auflagen des Brandschutzes, die nicht zu erfüllen sind. Wenn das geschehen ist, kommt ein schönes altes Gebäude zum Vorschein, in dem im oberen Stock ein Fitness-Studio eingerichtet wird. Da stehen die Verhandlungen wohl schon vor dem Abschluss.
Auch zurzeit ist es schon so, dass Leben im Park ist. „Im Moment haben wir 19 Mieter“, sagt van der Kooi. Das reicht vom Motorradladen bis zur Textilveredelung, einem Industrieteil, das quasi noch von Kress übriggeblieben ist. Zur Disposition für Interessenten stehen Flächen ab 100 Quadratmeter, nach oben offen.
Das Areal bekommt aber auch Freizeitwert. Es soll eine Gastronomie eingerichtet werden, mit Außenterrasse und Blick auf das Wasserbecken. Letzteres soll im Übrigen eine gehörige Aufwertung erfahren. Besucher können über einen Steg darüber wandeln. „Hier können auch kulturelle Veranstaltungen stattfinden“, merkt Seniorchef Wilfried van der Kooi an.
Weil das Gelände historischen Charakter hat, sollen alle Umbauten entsprechend geschehen. „Wir behandeln es, als ob es ein Denkmal wäre“, sagt Architekt Ralf Kleinrosenbleck. Dazu gehört, dass die alten Ziegel, die beim Abbruch der Halle anfallen, sauber gemacht und woanders wieder eingesetzt werden.
Außerdem wird vor jedem Objekt eine Stele gesetzt, die an die frühere Nutzung des Gebäudes erinnert, zum Beispiel „Kalander-Halle“. Sogar der Name Kress soll erhalten bleiben. „Wir haben uns an die Familie gewandt und gefragt, wie sie dazu steht“, erklärt Stephan van der Kooi. Ein entsprechender Schriftzug wäre im Eingangsbereich und auch auf dem Wasserturm zu sehen.
Wie sieht es zeitlich aus? Was den Abriss der alten Halle angeht, soll dieser in vier bis sechs Wochen erfolgen. Bis alle Flächen vermietet sind, wird es — so die Schätzungen der Investoren — etwa drei Jahre dauern. Ist das Gelände eigentlich eine Konkurrenz zu der Fläche des früheren Cray-Valley-Geländes? „Nein“, sagt Wirtschaftsförderer Markus Hergett. „Dort gehen Firmen hin, die neu bauen wollen, hier kommen Unternehmen hin, die Räume mieten wollen.“