Abzocke: Teure Öle für Senioren
Ein Verkäufer von Nahrungsergänzungsmitteln hat bei alten Menschen abkassiert.
Tönisvorst. Merkwürdige Geschäftspraktiken hat offensichtlich eine Firma, die mit teuren Nahrungsergänzungsmitteln handelt. Gleich mehrere Senioren aus Tönisvorst haben in den vergangenen Wochen Besuch von einem Mann bekommen, der angeblich im offiziellen Auftrag eine Studie über den Gesundheitszustand von Menschen über 65 erstellt. Tatsächlich dreht er ihnen Nachtkerzenöl, Kürbiskernöl und Vitaminpräparate an.
Den krassesten Fall hat Monika Z. erlebt, die beruflich Senioren betreut. „Zwei Frauen aus St. Tönis, die zusammen wohnen, haben in einem solchen Fall Produkte im Gesamtwert von 870 Euro bestellt“, berichtet sie. Der Verkäufer habe sich als Beauftragter der Uni-Klinik Düsseldorf ausgegeben, der eine Fragebogen-Aktion durchführe. Tatsächlich habe er dann seine Öle und Vitamine ausgepackt und entsprechenden Druck aufgebaut. „Wenn sie heute bestellen, wird’s 70 Euro günstiger“, habe er gesagt. Beide Seniorinnen hätten daraufhin einen Kaufvertrag unterschrieben.
Wie Monika Z. weiter berichtet, fehlte in den Verträgen die Widerrufsbelehrung, wonach man 14 Tage Zeit hat, vom Kauf zurückzutreten. „Das ist nicht statthaft. Nach Rücksprache mit der Verbraucherzentrale in Krefeld werde ich nun rechtlich dagegen vorgehen“, sagt sie.
Auch bei Christel Tomschak (86) aus Vorst war der besagte Mann angekündigt worden. „Bei mir rief eine Frau Richter an und erweckte den Eindruck, es würde eine offizielle Studie durchgeführt“, berichtet sie. Der Mann, der dann bei ihr mit großer Tasche erschien, habe dann aber begonnen, „von Ölen und Vitaminen gegen alle möglichen Erkrankungen zu sprechen.“ Am Schluss habe er für seine Produkte 259 Euro haben wollen. „Das war mir zu teuer, und da war er auch ganz schnell wieder weg“, so die 86-Jährige.
Am nächsten Tag erfuhr sie dann beim Senioren-Essen im Haus, dass andere alten Vorster den gleichen Besucher gehabt haben. „Bei einer Bekannten von mir hat der Mann angegeben, Professor Grönemeyer sei sein Mentor“, berichtet Christel Tomschak.
Heinz-Josef Schulze (70), ebenfalls aus Vorst, hat den „Grönemeyer-Freund“ gleich an der Haustür abgewimmelt. „Ich hatte mich vorher bei der Uni—Klinik in Düsseldorf erkundigt und dabei festgestellt, dass es keine Befragung gibt.“
Regina Bormann, Kreisvertrauensapothekerin aus Vorst, nennt das Vorgehen des Vitamin-Verkäufers „unverschämt“. Zudem seien die angebotenen Präparate „völlig überteuert“. 250 ml Nachtkerzenöl verkaufe der Mann für 257 Euro — seriöse Hersteller wollten dafür nur 29,50 Euro haben. „Und das ist auch schon nicht billig.“ Zudem fänden sich in den Hersteller-Angaben keinerlei Hintergrund-Infos zu den Präparaten. „Seriöse Firmen gehen so nicht vor.“