Neersen Große Vorfreude aufs Publikum
Die Probenzeit vor leeren Rängen hat für die Jungschauspieler im Ensemble der „Feuerzangenbowle“ endlich ein Ende. Heute beginnt für sie das große Spiel vor 500 Zuschauern.
Neersen. Heute Abend gilt’s! Premierenzeit in Neersen. Die Einladung zur Feuerzangenbowle steht. Im Klassenzimmer auf der Bühne nimmt auch Miguel Jachmann Platz. Er spielt den schüchternen, frömmelnden Schüler Melworm.
Wie geht’s Jungschauspieler Miguel Jachmann, 19, heute vor seinem Auftritt, der kein Statistenauftritt sein wird und den 500 Zuschauer live erleben und mit Applaus bewerten werden?
Bei unserem Telefonat gestern Morgen war Jachmann munter und guter Dinge. „Mir geht’s ganz gut — bis jetzt noch“, sagte er mit Blick auf die Generalprobe am Abend — auch vor Publikum. „So oft hatte ich diese Situation noch nicht“. Zuletzt in einem Stück an der Schule, das vor Klassen gespielt wurde und dass sich die Lehrer in der Generalprobe angesehen hatten.
„Publikum bedeutet auch Ansporn“, sagt Jachmann. Er ist gespannt darauf. Aber so viele Blicke ins Publikum wird er nicht richten können, denn „wir gucken als Klasse relativ wenig direkt zur Tribüne. Allerdings habe ich eine längere Textpassage, da schaue ich in Richtung Zuschauer.“
Wie sieht es mit Lampenfieber aus? Die Rolle des Melworm komme ihm da sehr entgegen, sagt Miguel Jachmann: „Er ist als Typ als frömmelnder Duckmäuser angelegt, ist eher eine schüchterne, sehr nervöse Figur. Die Nervosität. die ich persönlich verspüre, kann ich mir zunutze machen.“ In der ersten Hälfte habe er als Melworm viel zu tun, da sei die Nervosität aktiver Teil der Rolle. Nach der Pause taucht Melworm weniger in Szenen auf, „dann muss ich in der Klasse Reaktionen zeigen.“ Vielleicht sei dann die Anspannung weg und er finde Zeit, die Atmosphäre zu genießen.
Wie er den Vormittag verlebt, wusste Miguel Jachmann gestern noch nicht. „Das hängt davon ab, um welche Uhrzeit wir uns treffen.“ Der 19-Jährige hat vor, ihn ruhig und entspannt zu Hause zu verleben, etwas zu lesen. „Appetit werde ich wohl nicht haben“, sagt er, „ich werde wohl gezwungenermaßen etwas essen, damit mir abends nicht der Magen knurrt.“
Den Auftritt am Abend mag er, das haben die vergangenen Proben gezeigt, wenn sich die Dunkelheit nachher über die Freilichtbühne legt. Es sei kein Problem, den Spannungsbogen bis zum letzten Gong vor dem Auftritt zu halten. „Das Kostüm anzuziehen, das macht viel mit einem. Dan ist man in einer anderen Energie“, sagt Jachmann.
Mittags wird er wahrscheinlich gemeinsam mit den anderen drei Jungschauspielern Jan Wenglarz, Stefan Henaku-Graski und Seven Tillmann von Düsseldorf nach Neersen kommen — vielleicht mit der Bahn, womöglich aber „im Auto von Sven Post. Er nimmt uns mit.“
Die vier Neulinge im Neersener Hauptbühne, alle erfahrende Improvisationsbattler, haben sich auf ein gemeinsamees „Warm up“ verständigt, werden mit vertrauten Sprechübungen ihre Stimmen fürs Klassenzimmer klar „bobbeln, babbeln und bibbeln“.
Fünf Minuten in der Maske, in fünf Minuten im Schüler-Kostüm — dann einmal um die Ecke für sich allein sein „und Konzentration sammeln“ — das nimmt sich Miguel Jachmann für den heutigen Abend vor. „Ansonsten habe ich noch kein Ritual.“
Die Wetteraussichten hat er sich am Donnerstagabend einmal angesehen. „Wir hatten einmal Nieselregen während der Proben. Das war bei der Hitze sehr angenehm. Starkregen habe ich aber noch nicht erlebt. “
In der Premiere sitzen heute Jachmanns Vater, sein Bruder und seine Freundin, „Meine Mutter und Freunde verteilen sich auf die nächsten Vorstellungen“. Er freut sich darauf, dass Familie und Freunde im Publikum sitzen. „Beim Improbattle hat mich das mehr gestresst, weil ich da immer das Beste liefern wollte, man aber nicht weiß, was passiert.“
Anders sei es heute, bei dem festen Theaterstück, für das lange geprobt wurde. Und wie sieht es mit der Nervosität bei der Familie aus? „Die sind relativ entspannt, eher freudig gespannt.“ Na dann, steht der Premiere nichts mehr im Wege. Nur noch einige Stunden des Zeitvertreibs.