Ihre Herzen schlagen für Burundi
Nadine van Huuksloot aus St. Tönis arbeitet als Entwicklungshelferin in Afrika. Zurzeit macht sie Urlaub in der Heimat.
St. Tönis. Es ist ihr erster Urlaub seit 14 Monaten. Er führt Nadine van Huuksloot zurück in die Heimat, nach St. Tönis, wo sie 2004 am Michael-Ende-Gymnasium das Abitur gemacht hat. Nun arbeitet sie in Bujumbura, Hauptstadt von Burundi, als Entwicklungshelferin bei der Arbeitsgemeinschaft Entwicklungshilfe im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes.
Die Organisation ist an die Kirche, nicht an staatliche Stellen gebunden und verhilft Familien mit Mikrokrediten zu eigenem Einkommen. „Das sind zum Beispiel Leute, die früher schon mal einen Marktstand hatten, ihn aber verkaufen mussten, weil sie Geld für eine dringende ärztliche Behandlung brauchten“, sagt die 26-Jährige. Oft reichen schon Summen von zehn oder 20 Euro, die in wöchentlichen Raten zurückgezahlt werden müssen.
Van Huuksloot hat an der katholischen Hochschule in Köln Soziale Arbeit studiert und berät nun die Organisation, bei der sie eingesetzt ist, wie und wo sie sich sinnvoll engagieren kann. „Es geht darum, das Geld optimal einzusetzen und gleichzeitig den Gebern zu zeigen, dass und wie und wo das passiert ist.“
Als einzige Europäerin im Team brauchte es einige Zeit, bis sie den Einblick bekam, den sie für ihre Beratung braucht. „Geduld hat für mich inzwischen eine andere Bedeutung“, sagt sie lächelnd. „Ich wurde freundlich aufgenommen, aber Vertrauen fasste man erst später. Inzwischen nützt meine Arbeit.“
Jetzt kann sie dafür sorgen, dass die Organisationen enger zusammenarbeiten, die sich um Opfer sexueller Gewalt (meist Frauen) kümmern. „Das geht traditionell außergerichtlich“, sagt sie, weil die Gerichte als korrupt gelten. Selbstjustiz sei häufig. Oft müssten Opfer und Täter heiraten, besonders, wenn die Frau dabei schwanger geworden sei. „Besonders häufig richtet sich diese Gewalt gegen alleinstehende Frauen und ihre Kinder“, sagt sie. „Und es gibt sogar Massenvergewaltigungen.“
Auf Vermittlung von Pfarrer Kamm hat sie ihr Praxissemester in dem ostafrikanischen Land gemacht, in dem man auch Französisch spricht. Sie hat direkt von vier auf acht Monate Dauer verlängert. Sie wusste also, worauf sie sich einlässt. „Wenn ich mit einer Kollegin die ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Pfarreien auf dem Land beraten, sind wir spätestens um 16 Uhr im Hotel“, sagt sie und nennt eine der Regeln, an die man sich unbedingt halten muss.
Oft hört sie vom Bett aus Schießereien in der Nachbarschaft. Trotzdem überlegt sie, ihren Aufenthalt eventuell zu verlängern. „Ich bin jetzt auch hier, um herauszufinden, ob ich hier wieder leben möchte.“