Naturschutz in Schiefbahn Irritation um Hecken im Gartenbauverein
Schiefbahn · Beim Obst- und Gartenbauverein Schiefbahn 1929 sorgte eine Anweisung der Stadt Willich für Aufregung. Hecken sollten auf 1,10 Meter zurückgeschnitten werden. Die Stadt hat die Vorgabe zurückgenommen.
Beim Gang durch die Kleingartenanlage am Gänsepfad/Siedlerallee in Schiefbahn fällt dem Spaziergänger sofort etwas ins Auge. Es gibt Einfassungen von Gärten in Form dichter und hoher Hecken, in denen Vögel ein- und ausfliegen und hinter denen die Pächter einer solchen Parzelle ihr Gartenleben frei von neugierigen Blicken über den Gartenzaun genießen können. Aber es gibt auch Gärten, bei denen das nicht der Fall ist. Statt ökologisch wertvoller Einfassung sind es heruntergeschnittene Hecken oder teils komplett entfernte natürliche Einfassungen, die dort einst standen.
„Allerdings haben das die Pächter nicht ganz freiwillig gemacht, sondern sie hatten Angst, ihren Garten zu verlieren, wenn sie diese Rückschnitte nicht sofort machen“, sagt Thomas Lorberg, seit 32 Jahren Pächter. Seinen Garten ziert weiterhin eine dichte und hohe Hecke. Er und etliche andere hatten zwar auch die Sorge, dass ihnen der Pachtvertrag gekündigt wird, verweigerten sich dennoch dem „Frevel“, wie sie es beschreiben, den die Stadt Willich angeordnet hatte und der entsprechend vom Vorstand des Kleingartenvereins in schriftlicher Form angeordnet worden war. „Die Stadt Willich hat als Eigentümer des Grundstücks, auf dem unsere Kleingartenanlage errichtet wurde, eine Begehung durchgeführt“, hieß es in einem Schreiben des Vorstandes vom vergangenen Jahr, das alle Kleingartenpächter erhielten. In dem Schreiben wurde unter anderem darüber informiert, dass Hecken maximal 1,10 Meter hoch sein dürften und die Zaunhöhen im Innenbereich einen Meter sowie im Außenbereich 1,80 Meter betragen dürften. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass entsprechende Rückschnitte der Bepflanzungen zu machen seien, wobei Hecken zwischen den Parzellen allerdings nicht eingekürzt werden müssten.
Vorstand drohte Kündigungen und Abmahnungen an
„Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass bei Zuwiderhandlungen mit Abmahnung und Kündigung zu rechnen ist“, teilte der Vorstand weiterhin mit. Zudem gab es die Information, dass „die Stadt Willich den Auftrag bekommt, ab 1. November 2023 alle nicht zurückgeschnittenen Hecken entsprechend zurückzuschneiden und mit dem jeweiligen Pächter abzurechnen“. Die Schreiben lösten Entsetzen bei den Pächtern aus. „Wir haben hier ein Naturidyll. Das in Anbetracht der aktuellen Zeiten von Klimawandel zu zerstören, scheint mehr als nur fragwürdig“, sagt Bernd Tenten, der seit 31 Jahren zu den Pächtern gehört und ebenfalls nicht zurückgeschnitten hat. Doch obwohl es nahezu allen Pächtern widerstrebt, kamen einige den Aufforderungen aufgrund der angedrohten Strafen nach und nahmen den radikalen Rückschnitt vor, der nun zu dem wenig schönen sowie unökologischen Bild geführt hat.
„Was hier passierte, ist ein Wahnsinn. Und das in der heutigen Zeit. Alle reden über Naturschutz und Umweltschutz. Das Wort Biodiversität ist in aller Munde – und nun das“, sagt Thomas Lorberg. Daniela Lorberg kann sich dem nur anschließen. „Wunderschöne Ligusterhecken sollen weg. Das ist doch nicht nachvollziehbar“, sagt Angelika Böhlcke, die seit fünf Jahren zu den Pächtern gehört.
Selbst Dirk Göbel vom Vorstand ist nicht glücklich mit der Situation. Doch die hätte gar nicht erst entstehen müssen, denn die Stadt Willich ist auf Nachfrage zurückgerudert. „Es kann alles so belassen werden“, sagt Willichs Bürgermeister Christian Pakusch (CDU). Er hätte sich dabei gewünscht, dass die Kleingärtner mit ihrem Problem direkt zu ihm gekommen wären, denn „dann hätten wir sofort eine Lösung gefunden“, wie Pakusch betont.
Es ist nun auch im Gespräch, die Kleingärtenverordnung in der Stadt Willich hinsichtlich einer Anpassung an den Klimawandel und die damit einhergehenden Problematiken zu verändern und zeitgemäß anzupassen, um künftige Irritationen zu vermeiden. Die Kleingärtner erwarten jetzt gespannt ihre Jahreshauptversammlung bei der der Bürgermeister ebenfalls teilnehmen will. Man könne wirklich erst aufatmen, wenn man etwas Schriftliches in der Hand habe, lautet der Tenor der Kleingärtner.