Ausstellung der Künstlergilde Neersen Kunst zwischen Radierung und Plüschtier

Neersen · Die Künstlergilde Neersen hat am Wochenende eine Schau im Nassauer-Stall Wickrath veranstaltet. Ein kleiner Streifzug durch die angebotene Kunst.

Karstjen Schueffler-Rohde und Hannelore Sontowski (v.l.) bauen die Ausstellung der Künstlergilde auf.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

(b-r) Ein buntes Kaleidoskop an kreativen Arbeiten boten elf Mitglieder der Künstlergilde Neersen im Nassauer Stall von Schloss Wickrath den zahlreichen Besuchern am vergangenen Wochenende. Sogar eine Hommage an Franz Beckenbauer ist dabei: Der Künstler M.G. Bode stellte eine Zeichnung aus, die er nach dem Tod des beliebten Fußballers angefertigt hatte.

Erich Ludwig widmet sich der Druckgrafik, insbesondere der Radierung, einer alten, zeitintensiven Technik, die er in mehreren Intensivkursen erlernte und vertiefte. Mit Hilfe dieses Verfahrens spielt er mit grafischen Strukturen, aber auch organisch anmutenden Formen. In der Farbe zurückhaltend, wird der Blick auf die Linien gelenkt. Flüchtig muten die mit Bleistift oder Pastell gezeichneten Köpfe oder die Strandkörbe von Karstjen Schüffler-Rohde an und sind doch alles andere als das. Trotz oder vielleicht wegen der fast andeutungsweisen Darstellung entwickeln die Motive eine überzeugende Kraft.

Michael Franck zeigt dreimal dasselbe Foto: Ein Düsseldorfer Wohnhaus, das im Begriff steht, abgerissen zu werden. Was die Bilder unterscheidet: der ins Foto gedruckte Kommentar. Dieser erzählt etwas über Architektur, über Bewohner und die Gründe des Abrisses.

Die in Viersen lebende Malerin Hannelore Sontowski malt „alles“, es muss ihr nur positiv ins Auge fallen. Entsprechend breit die Palette der Motive: Sie reicht vom Nelkenwurz in drei verschiedenen Erscheinungsformen über Porträts bis zur Strandidylle. Dass die Natur ein gutes Modell ist, beweist auch die Dülkenerin Hilde Freihoff mit ihrer in ausdrucksstarken Farben gemalten Abendstimmung.

Die Autobahn in Acryl auf Leinwand? Warum nicht, wird sich Lilli Rieger-Grab gedacht haben und malte „Die Autobahn. Jeder Tag ist Leben“. Ein anderes Bild zeigt bunte Blätter auf dem Bürgersteig – Motive aus dem Alltag, die jedem begegnen, werden in einen künstlerischen Mittelpunkt gestellt. Der Impuls zu ihren menschlichen Porträts mit Vogelköpfen, erzählte Jutta Brandt-Stracke, sei durch einen Traum entstanden. Surreal, in einer Traumwelt leben, so wirken die Frauen auch, zu deren Häuptern der Vogel organisch zugehört.

Ralph van Haarlem ist neu in der Künstlergilde. Sein Interesse gilt grafischen Strukturen. Die er in Haustüren, Fenstern und Fachwerkbalken von Häusern findet und malerisch umsetzt. Angela Richter weckt malend ein: Ein Plüschtier, eine Blume, eine Uhr sind in einem Weckglas eingeschlossen und verkörpern das Vergehen von Zeit. Brigitte Napierala zeigte neben Beispielen ihrer Malerei eine Keramik: Ein an den kubistischen Stil erinnernder Kopf aus mehreren Teilen, der das Porträt gleichzeitig zerlegte und zusammenfügte.

(b-r)