In Willich fehlen rund 80 Kita-Plätze

In Willich fehlen zum 1. August rund 80 Kita-Plätze. Die Politik wirft der Verwaltung vor, schlecht zu arbeiten.

Willich. In der Stadt Willich fehlen zum 1. August rund 80 Kindergartenplätze für Mädchen und Jungen ab drei Jahren. Betroffen sind vor allem Anrath und Alt-Willich. Diese Auskunft von Jugenddezernentin Brigitte Schwerdtfeger hat am Donnerstagabend die Willicher Sozialdemokraten auf die Palme gebracht.

Beim Parteitag in Anrath fielen Begriffe wie „Schlamperei“ oder „Skandal“. Man müsse überlegen, ob der Jugendhilfeausschuss nicht zu einer Sondersitzung zusammenkommen muss. Denn die nächste reguläre Sitzung ist erst am 28. Mai.

Ratsherr Jürgen Hansen beklagte: „Das vorgelegte Material in den Ausschuss-Sitzungen ist unter aller Kanone. Wir müssen den Bürgermeister auffordern, vernünftiges Zahlenmaterial vorzulegen.“

Die Verwaltung habe keine Idee, wie diese Defizite beseitigt werden können. „Da muss schnell was passieren. Wir müssen da Druck machen, schärfer rangehen“, verlangte Erika Klopmeier.

Ähnlich empört reagierte Freitag gegenüber der WZ auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Johannes Bäumges. „Ich erwarte Vorschläge der Verwaltung“, sagte er und erinnerte daran, dass man vor Jahren in Wekeln in einer ähnlichen Situation auf unkonventionelle Weise zu schnellen Lösungen gekommen sei. Er habe deshalb schon mit Bürgermeister Josef Heyes gesprochen, der sich im Moment im Urlaub in Rom befinde.

Das Defizit, so Bäumges, könne nicht vom Himmel gefallen sein. Warum habe es also keine Signale von der Verwaltung gegeben? Auch beim U-3-Bedarf in Anrath habe die Politik nachbessern müssen, da die Fachverwaltung nicht reagiert habe. „Wie wird denn da gearbeitet?“, fragt Bäumges.

Auch finanziell ist der Mehrbedarf ein harter Schlag. Kämmerer Willy Kerbusch erwartet eine „Deckungslücke im sechsstelligen Bereich“. Zurückzuführen ist das Dilemma auf den Plan der Verwaltung, Landesmittel für die Schaffung von U-3-Plätzen für den Ausbau von Ü-3-Plätzen zu verwenden. Die Landesregierung hat dies nun untersagt — anderenfalls müssten die Zuschüsse zurückgezahlt werden.

Apropos Geld: Die Elterninitiative gegen höhere Beiträge für Kitas und die Offene Ganztagsgrundschule hatte ausgerechnet, dass im Haushalt der Stadt Einnahmen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro gar nicht auftauchen. Diese Mittel stammten aus der Landesförderung für den U-3-Ausbau. Die Verwaltung hat nun noch einmal nachgerechnet. Laut Willy Kerbusch sei man dabei auf eine tatsächlich fehlende Summe von 47 000 Euro gekommen. Angesichts eines Gesamtbudgets von zwölf Millionen Euro sei dies nicht viel und reiche nicht, fehlende Einnahmen auszugleichen, wenn man auf eine Erhöhung der Gebühren verzichte.

Johannes Bäumges sieht das deutlich kritischer: „Was hat die Fachverwaltung denn da gemacht, als sie dem Kämmerer die Zahlen zur Verfügung stellte?“ fragt er. Vor den Eltern, die auf den Rechenfehler aufmerksam gemacht hätten, ziehe er erneut seinen Hut.