Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement in Schiefbahn Heimatpreis für sportliche Integration
Willich · Seit 23 Jahren sind die integrativen Sportgruppen beim TV Schiefbahn nun schon ein Beispiel dafür, welche Kraft im Sport steckt. Auch ukrainischen Kindern helfen sie, in Willich anzukommen. Dafür gab es nun den Heimatpreis der Stadt Willich.
Die Gewinner des Willicher Heimatpreises 2022, der für besonderes ehrenamtliches Engagement vergeben wird, sind in der Ratssitzung am Dienstag mit etwas Verspätung gekürt worden: Den ersten Platz belegten die integrativen Sportgruppen des TV Schiefbahn, in denen Kinder ohne Einschränkungen gemeinsam mit Kindern Sport treiben, die ein geistiges oder körperliches Defizit aufweisen. Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges im Frühjahr werden dort über Spiel und Spaß auch ukrainische Kinder, die in Willich ein neues Zuhause suchen, integriert. Auf Platz zwei folgt die Bürgerinitiative „Lebendiger Minoritenplatz“, die sich darum bemüht, den „toten Platz“ im Zentrum von Neersen, wie es Udo Lepke von der Initiative formulierte, durch Aktionen und Feste wieder mit Leben zu füllen. Auf Platz drei folgte der Mundartsingkreis „Leddschesweäver“ vom Bürgerverein Anrath, der mit selbstgeschriebenen Liedern versucht, auch für nachfolgende Generationen niederrheinisches Platt zu erhalten und erlebbar zu machen.
Insgesamt erhielten die Preisträger zur Förderung ihrer Projekte und Anliegen 5000 Euro, die vom NRW-Heimatministerium ausgegeben werden. 2500 gab es für den ersten, 1500 für den zweiten und 1000 Euro für den dritten Platz.
1200 Geflüchtete leben aktuell in Willich. Um ihre Unterbringung und Versorgung kümmert sich die Stadt, „aber es bedarf für die Flüchtlingshilfe auch der Ehrenamtler“, sagte Bürgermeister Christian Pakusch (CDU). Ihnen sei es zu verdanken, dass Willich die vielen Menschen aus der Ukraine bisher so gut habe versorgen können und dass Integration geschehe. Stellvertretend dafür steht das Engagement des Ehepaars Petra und Stephan Adomeitis beim TV Schiefbahn, die 2014 auch das Bundesverdienstkreuz bekommen haben und seit 23 Jahren mehr als 140 Kinder in den integrativen Gruppen betreuen.
Sie erklärten sich sofort bereit, auch Kinder aus der Ukraine unentgeltlich aufzunehmen. „Es gibt keine Barrieren beim Sport, keine Ausgrenzung. Auch wenn man sich wegen der Sprache schwer unterhalten kann, versteht man sich, es geht sehr herzlich zu bei uns“, sagt Stephan Adomeitis. Den zwölf ukrainischen Kindern zwischen vier und 16 Jahren merke man die traumatischen Erlebnisse manchmal noch an, aber der Sport könne das aufbrechen, Freundschaften mit anderen Kindern entstünden von alleine.
In den Rat hatte Adomeitis auch Michael Schmitz (13) und Julia Poetsch (21) mitgebracht hatte. „Michael ist gänzlich gesund, Julia hat eine Sehbehinderung, aber das ist egal, man hilft sich gegenseitig. Wenn Michael erwachsen ist, wird er keine Vorurteile in sich tragen.“ Auch Kinder aus sozial benachteiligten Familien dürfen kostenfrei mittrainieren. Es gibt Gruppen im Trampolin-Springen, Basketball, Fußball, Kinderturnen, Kampfsport, Handball. Die Ausflüge bei den Ferienspielen werden ebenso übernommen, meist durch Spenden finanziert, um die sich Stephan und Petra Adomeitis bemühen. Und: Alle tragen die gleichen Sportklamotten.
Das Netzwerk Neersen
belegt den zweiten Platz
Für mehr Miteinander engagiert sich auch die zweitplatzierte Bürgerinitiative. Neersen hat einen Treffpunkt im Ort, den Minoritenplatz, „aber außer dem Markt passierte da nichts. Es gibt ein paar Bänke in der prallen Sonne, das war’s“, sagte Lepke. Also taten sich im Netzwerk Neersen Anfang des Jahres Menschen zusammen, die daran etwas ändern wollen. Mit baulichen Veränderungen sei man gescheitert, aber am 1. Mai gab es das großes Nachbarschaftsfest auf dem Platz. 500 Besucher, darunter auch die Senioren des Lindenhofes kamen zum Essen, Klönen und um dem vielseitigen Programm mit Clowns, Akrobaten und Chören beizuwohnen. Und seit Oktober lädt das Pop-Up-Café am Freitagvormittag wöchentlich zum Beisammensein ein. Am 4. Dezember ist
Adventssingen.
Chorleiter Christoph Carlhoff von den „Leddschesweäver“ war mit Gitarre zur Sitzung gekommen und gab ein kleines Lied zum Besten. Er nimmt sich gerne Gedichte, übersetzt sie ins Platt und komponiert eine Melodie dazu. Gerade ist so wieder ein neues Liederbuch entstanden. Im Sommer gab einen nachgeholten Liederabend mit vielen Gästen anlässlich des 50. Geburtstags der Stadt Willich, und zuletzt organisierten Bürgerverein und Chor mit der Katholischen Öffentlichen Bücherei Anrath „die Heimatwochen“.