Willich Ist der Igelmörder wieder aktiv?

Der Fund von Mitarbeitern der Stadt Willich erinnert an zahlreiche Fälle von Tierquälerei der Jahre 2013 und 2015.

Foto: Polizei

Willich. Einen grausigen Fund machten am Montag Mitarbeiter der Stadt Willich bei Pflegearbeiten auf dem Spielplatz an der Lauenburger Straße in einem Mülleimer: zwei offensichtlich angezündete Igel. Eines der Tiere war zur Fundzeit bereits verendet, das zweite zog sich vor dem Eintreffen der Polizei augenscheinlich schwer verletzt ins Unterholz zurück und konnte trotz intensiver Suche nicht mehr gefunden werden. „Bei dem Tatort handelt es sich um den nördlichen Teil des Spielplatzes. Hieran schließt sich eine große Wiese an, die bis zur Kempener Straße reicht“, sagt Polizeisprecherin Antje Heymanns.

Nicht nur Tierfreunde hatten gehofft, dass die Zeit der Igelmorde endlich vorüber ist. Im Jahr 2013 wurden in Mülltonnen zwischen August und Oktober im Willicher Stadtgebiet insgesamt 15 Igel entdeckt, die gequält oder getötet wurden, indem sie angezündet worden waren. Dann war eine Zeit lang Ruhe, 2015 kam es dann jedoch zu zwei ähnlichen Vorfällen. Dank zahlreicher Hinweise aus der Bevölkerung und intensiven Ermittlungen hatte die Polizei 2013 mehrere Personen ins Auge genommen und zu den Igeltötungen befragt. Es war zwar nicht gelungen, einen Tatnachweis zu führen, jedoch hörte die Serie nach diesen deutlichen Worten an mögliche Tatverdächtige auf und setzte sich auch im Jahr 2014 nicht fort. „Ob diese Fälle in einem Tatzusammenhang mit der aktuellen Tat stehen oder ob ,Trittbrettfahrer’ aktiv waren, ist derzeit nicht abzuschätzen“, meint Antje Heymanns.

Einer der Verdächtigen musste sich 2016 vor Gericht verantworten — allerdings wegen anderer Taten: Ein zur Zeit der Verhandlung 32-jähriger Viersener, der 2013 in Willich gewohnt hatte, stand vor Gericht, weil ihm vorgeworfen wurde, im Juni 2013 fünf Meerschweinchen und Kaninchen seiner damaligen Lebensgefährtin gequält zu haben. Laut Anklage hat er die Tiere an den Ohren festgehalten und mit einer Schnur auf sie eingeschlagen. Als die Tiere versuchten zu flüchten, habe er ihnen weiter mit der Schnur zugesetzt. Teilweise hat er sich bei den Taten selbst gefilmt. Zu dieser Anklage kam es, weil der Mann im Zuge der Ermittlungen zu den Igelmorden ins Visier der Polizei geraten war. Mit den Igelmorden habe er nichts zu tun, versicherte der Viersener aber bis zum Schluss. Und nachweisen konnte man ihm nichts, weswegen es in diesen Fällen auch nicht zur Anklage kam. Wegen der Quälerei von Meerschweinchen und Kaninchen wurde der Mann allerdings verurteilt: 60 Tagessätze muss er zahlen, vorbestraft ist er damit nicht. Für ihn sprach, dass er die Tat gestanden hatte und vorher nie straffällig geworden war. Zudem hatte er zur Tatzeit unter Drogeneinfluss gestanden und war damit vermindert schuldfähig.

Er sei zum damaligen Zeitpunkt amphetaminabhängig gewesen, habe unter Schlafstörungen gelitten und habe deswegen tagelange Wachzustände erlebt, so der Angeklagte während der Verhandlung. Daher könne er sich an die Taten nicht mehr klar und deutlich erinnern.

Die Kriminalpolizei bittet im aktuellen Fall dringend um Hinweise auf verdächtige Beobachtungen, vermutlich in den Abend- und Nachtstunden des vergangenen Wochenendes, rund um den Spielplatz an der Lauenburger Straße unter der Rufnummer 02162/3770. Die Polizei bittet darum, auch vermeintlich unwichtige Beobachtungen mitzuteilen. msc