Jubiläum: „Auf die Turnerschaft kann St. Tönis stolz sein“
Zum 150-jährigen Bestehen des Vereins gibt es eine Ausstellung in der Bürgerstube.
Tönisvorst. Große Erfolge und große Verluste, zwei Weltkriege, aber auch eine Menge Spaß — all das hat die Turnerschaft St. Tönis in den 150 Jahren ihres Bestehens erlebt.
Die Geschichte des Jubiläums-Vereins wird seit dem Wochenende vier Wochen in der Bürgerstube des Heimatbundes ausgestellt. Urkunden, Pokale, Fotos und Schriftstücke dokumentierten die Entwicklung der Turnerschaft von seinen insgesamt 19 Gründern bis hin zu heute über 1700 Mitgliedern.
1861 wurde die Turnerschaft von einer Gruppe unter Führung des Lehrers Dr. August Höhnen gegründet. Besonders die beiden Weltkriege prägten das Vereinsbild stark. „Während des Ersten Weltkrieges wurden viele männliche Sportler einberufen und zogen in den Krieg“, berichtete Horst Drießen, Zweiter Vorsitzender, vor den Eröffnungsgästen.
Viele der Männer fielen im Krieg, die Mitgliederzahlen sanken stark. „Zu dieser Zeit kamen immer mehr Frauen zur Turnerschaft“, berichtete Drießen.
Zur Zeit des Nationalsozialismus stieg der Anteil der männlichen Mitglieder wieder. Doch das änderte sich mit dem Zweiten Weltkrieg, als viele Männer erneut Soldaten wurden. „Im Verein gab es zu dieser Zeit kaum Leben“, erzählte Horst Drießen.
Erst in den Nachkriegsjahren kehrte das Leben zurück. Zu dieser Zeit begann der Verein, sich karnevalistisch zu betätigen. „Die Menschen wollten endlich wieder Spaß haben“, sagte Drießen. „Das war wichtiger als der Sport.“
Die Rolle des Karnevals in jenen Jahren wird auch in der Ausstellung deutlich: Zahlreiche bunte Fotos zeigen das närrische Treiben. Auch Tischdecken von den Karnevalssitzungen aus den Jahren 1952/53, die während der Sitzungen mit Ideen und Nachrichten an den Karnevalsprinz beschrieben wurden, dokumentieren, mit welcher Leidenschaft die Mitglieder bei der Sache waren.
Später gewann der Sport wieder an Bedeutung: Zwischen 1970 und 1977 stieg die Handball-Herrenmannschaft von der zweiten Kreisklasse bis zur Regionalliga auf. Auch Karl Willi Severens, Vorsitzender des Vereins, war damals Mitglied des Teams. „Das war eine glorreiche Zeit“, schwärmte er.
Auch andere Besucher schwelgten in Erinnerungen, erkannten sich selbst, Familie oder Freunde auf den Bildern wieder. Stolz sind die Mitglieder auf ihr Vereinsheim, das 1991 eingeweiht wurde. Schließlich bekam die Turnerschaft damit wieder ein Zuhause, nachdem das Turnerheim 1954 durch einen Sturm zerstört und 1984 das Gelände verkauft wurde.
Aufmerksamkeit erregten die Wimpel verschiedener Clubs, mit denen die Turnerschaft Bekanntschaft gemacht hatte. „Wir haben gegen Clubs aus Japan, Israel und Ungarn Handball gespielt und haben freundschaftliche Beziehungen zu französischen Vereinen“, berichtet Severens.
Seit 150 Jahren gibt es die Turnerschaft — so lange beeinflusst sie die St. Töniser im sportlichen und gesellschaftlichen Bereich. Aloys Kox, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, gratulierte dem Jubiläumsverein dafür herzlich: „Auf die Turnerschaft kann St. Tönis stolz sein.“