Wie bewege ich mich im Netz?
Am St. Bernhard- Gymnasium werden Mädchen fit für das Internet gemacht.
Schiefbahn. Wie selbstverständlich wachsen die Kinder heutzutage mit dem Internet, mit SchülerVZ, Facebook und Co. auf. Doch in den Tiefen des Internets, mit all seinen Möglichkeiten, lauert auch Gefahr. Immer wieder kommt es vor, dass Menschen mit pädosexuellen Neigungen sich anonym in sozialen Netzwerken und Chaträumen an Kinder heranmachen. Besonders junge Mädchen sind gefährdet.
„Statistisch gesehen werden Mädchen im Internet häufiger Opfer von Missbrauch als Jungen“, sagt Larissa da Silva Coelho. Als Teil der Abschlussarbeit ihres Sozialpädagogikstudiums kam der 22—jährigen Schiefbahnerin die Idee, einen Kurs für Mädchen an ihrer ehemaligen Schule anzubieten. Nach einer Woche Anmeldezeit hatten sich bereits doppelt so viele Schülerinnen gemeldet, als es Plätze gab.
Neben der Theorie stehen viele praktische Übungen im Mittelpunkt. Viktoria, Anastasia und Johanna sitzen über einen Fragebogen gebeugt. Ihre Aufgabe: ein Profil im sozialen Netzwerk SchülerVZ anzulegen. „Was schreib ich bei Politik“, fragt die zehnjährige Viktoria Sprung. „Du musst wissen, was andere über dich erfahren dürfen“, antwortet Larissa da Silva Coelho. Die Übung soll die Mädchen dafür sensibilisieren, wie viel sie im Internet von sich preisgeben.
„Die Kinder können sich kaum vorstellen, dass ein Foto, das sie ins Internet stellen, von hunderten Millionen gesehen werden kann“, sagt die angehende Sozialpädagogin. Gerade Fotos in Verbindung mit sorgloser Angabe von Alter und Wohnort machen junge Mädchen für Pädophile interessant. Und so vermittelt sie den Fünftklässlerinnen das nötige Wissen darüber, was richtig und falsch ist im Internet — welche Seiten für Kinder sicher sind und wie die Mädchen Missbrauch erkennen.
Nach einem Tag mit der angehenden Sozialpädagogin sind die Mädchen schon viel vorsichtiger geworden. Ich habe gelernt, wie man sich beim Chatten verhält“, sagt Johanna Knoth (10). „Ich würde nicht mehr angeben wo ich wohne“, sagt Viktoria und Anastasia fügt hinzu: „Meine Kontaktdaten gebe ich nicht mehr an. Meine Stadt und das Land aber schon“, sagt sie.
Es ist eine Flut an Informationen, die die Mädchen in nur zwei Tagen verarbeiten müssen, doch ihren „Surfschein“, ein Online-Quiz zum sicheren Surfen, machen die Mädchen mit Begeisterung. Wirklich vor allen Gefahren des Internets schützen kann aber auch der Kurs am St. Bernhard Gymnasium alleine nicht. „Der Kurs ist nur ein Anfang“, sagt Larissa da Silva Coelho. „Wenn die Eltern zu Hause nicht kontrollieren, reicht auch kein Workshop.“