Kampf und Calipso

Mit „Die Harry Belafonte Story“ war im ausverkauften Forum Corneliusfeld großes Theater mit klarer Aussage zu erleben.

Foto: Friedhelm Reimann

St. Tönis. Mitreißende Songs voller karibischer Lebensfreude, mehr als überzeugende Protagonisten und eine einmalige Lebensgeschichte — das Musik-Schauspiel „Die Harry Belafonte Story“ begeisterte am Freitag 550 Gäste ins Forum Corneliusfeld.

Das ausverkaufte Haus erfreute nicht nur den veranstaltenden Stadtkulturbund, sondern auch das Ensemble, das mit spürbarer Spielfreude agierte. Besonders der Hauptperson Ron Williams gebührt großer Respekt, denn der Belafonte-Darsteller zeigte trotz seiner Erkältung eine erstklassige Leistung in Gesang und Schauspiel.

Die Story: Harry Belafonte betritt nach vielen Jahren den kleinen Club, in dem er als junger Mann gejobbt hat. Der Clubbesitzer Charly (überzeugend in mehreren Rollen: Gerhard Haase-Hindenberg) erkennt den berühmten Gast — von da an wird Belafontes Lebensgeschichte in kleinen Episoden nacherzählt.

Es ist kein Geheimnis, dass es dabei nicht nur um Musik geht. Auch Belafontes Rolle in der Bürgerrechtsbewegung im Kampf gegen den Rassismus wird als wichtiger Bestandteil seines Lebens ebenso dargestellt. Der vorlaute weiße Rapper Steve (Karsten Kenzel) hält dem Publikum den Spiegel vor und verdeutlicht die traurige Aktualität des Rassismus.

Steves humorige, anfänglich naive Art steht dabei symbolisch für den enormen Erfolg Belafontes: Den „Banana Boat Song“ — dieser machte Belafonte in den 1950er Jahren schlagartig weltberühmt — kennt der Junge mit der Schirmmütze nur aus der Bacardi-Werbung. „Ihre Songs sind gar nicht so übel“, versucht sich Steve in Komplimenten. „Das ist die Karibik“, antwortet Belafonte und beginnt zu tanzen — der Calipso, ein Lebensgefühl.

Der Sänger, Sohn eines schwarzen Seemanns und einer jamaikanischen Putzfrau, verliebt sich in eine Weiße, die seine Frau wird: Julie. In Rückblenden nimmt die Lebensgeschichte langsam Gestalt an, die Story ist kurzweilig und unterhaltsam. „Ach, was gäb’ ich darum, diese Zeit noch mal zu erleben“, seufzt Belafonte und nimmt das Publikum mit in die Vergangenheit.

Am Ende stehen große Sätze, die polemisch klingen, aber wahr sind: „Kein Mensch kommt brutal auf die Welt“, oder „Wir müssen lernen, was Gerechtigkeit heißt“. Dazu klimpert Pianist Jeff (hervorragend: Thomas E. Killinger) seine Bar-Melodien und stimmt große Hits an — „Die Harry Belafonte Story“ ist großes Theater mit klarer Aussage.