Karneval: Frauenpower im Kaisersaal
Vor nostalgischer Kulisse wurden Männer im Kaisersaal zu Eseln und zum „Spiegelei“.
Willich. Von Frauen für Frauen: Vor dem prächtigen Bühnenbild mit der historischen Willich-Kulisse im Kaisersaal wurde ausgelassen Karneval gefeiert.
Im Laufe des Nachmittags traten 17 Frauen auf, unterhielten rund 180 Zuschauerinnen. Aber auch einige Männer waren dabei, so Pfarrer Jürgen Lenzen. Die Närrinnen zeigten wenig Respekt, sondern forderten mehr Frauenpower ein — auch in der Kirche.
Die Moderation hatten die Präsidentinnen Mariele Biesemann und Lineke Visser im nostalgischen Hausfrauenlook übernommen. Letztere stammt aus Holland, kein Wunder, dass da zu „Tulpen aus Amsterdam“ geschunkelt wurde.
Jürgen Stuppan und Heinz Teloy schoben immer wieder „de Bütt“ auf die Bühne. Stuppan in seiner schwarzen Glitzerweste wurde von Mariele Biesemann zum „meistgeküssten Mann des Tages“ gekürt.
Elisabeth Schmitz, die als französische Künstlerin mit ihrer Assistentin (Beate Hild) aus Menschen Bilder machte, ließ Stuppan auf ein Buch treten. Dieses Bild nannte sie „Ein Esel, wie er im Buche steht“.
Pfarrer Jürgen Lenzen, der einen rustikalen Norweger-Pullover als passende Verkleidung ausgewählt hatte, musste ebenfalls auf die Bühne. Ihm hielt Elisabeth Schmitz einen Spiegel über den Kopf und nannte dieses Bild „Spiegelei“.
Hanne Richter trat als „Frau mit Visionen“ auf, rief forsch das „Jahrtausend der Frau“ aus. „Frauen haben in der Kirche das Sagen, Männer haben wir schon lange genug ertragen“, musste der Pfarrer mit anhören. Und es kam noch schlimmer: Sie könne sich sogar eine Päpstin vorstellen.
Aber es gab auch seichtere Sketche ohne Kritik und Geschlechterkampf. Annegret und Frauke Wenten — Mutter und Tochter — führten ein Telefonat voller Missverständnisse. Für ausgelassene Stimmung sorgten Luise Ketenbach — sie ist seit 22 Jahren beim kfd-Karneval mit von der Partie — mit ihrem Auftritt als Margot und Maria Hellwig.
Bei Stimmungshits wie „Bei uns in Tirol“ oder dem „Schneewalzer“ kam im Kaisersaal Schiffer Aprés-Ski-Stimmung auf, schnell bildete sich eine Polonaise. Der Wunsch nach einer Zugabe wurde nur zögerlich erfüllt: „Ich bin ja eigentlich schon tot“, erklärte Maria Hellwig.
Luise Ketenbach hatte offenbar ihr schrecklichstes Kostüm aus dem Schrank geholt, dazu die Pumps mit dem höchsten Absatz. In dieser „Verkleidung“ und in Reimform berichtete sie von ihren Erfahrungen auf der Suche nach einem Kurschatten. Tänze gab es keine — die kfd-Tanzgruppe existiert längst nicht mehr.