Katholische Mädchen-Schule St. Tönis Klasse trifft sich nach 70 Jahren wieder
St. Tönis · Ehemalige Schülerinnen der katholischen Mädchen-Schule in St. Tönis treffen sich einmal im Jahr zum Plausch. In diesem Jahr blicken sie auf ihren Schulabschluss vor genau 70 Jahren zurück.
(tre) Die Begrüßung ist voller Herzlichkeit. Die Begeisterung, sich wiederzusehen, ist den 21 Damen, die sich im St. Töniser Wirtshaus „1857“ treffen, anzusehen. „Wir treffen uns einmal im Jahr, aber diesmal ist es etwas ganz Besonderes: Es ist 70 Jahre her, dass wir unseren Schulabschluss gemacht haben“, sagt Trudi Ruch, die die Treffen seit Jahren organisiert. Die Frauen verbindet die gleiche schulische Karriere. Sie alle haben einst die Katholische Mädchen-Schule am Kirchplatz in St. Tönis besucht.
Die Schule gibt es schon lange nicht mehr. Sie wurde abgerissen. Die Erinnerungen an die Schulzeit sind hingegen nicht verloren gegangen. Heute nicht mehr vorstellbar, aber damals eine Tatsache: „Unsere Lehrerinnen waren alle Fräuleins. Sie durften nicht verheiratet sein“, erzählt Ruch. Statt Mathematik hieß das Fach Rechnen, und anstelle von Deutsch standen Aufsatz, Lesen und Schönschreiben auf dem Zeugnis. Nicht zu vergessen die Kopfnoten: Betragen, häuslicher Fleiß und Beteiligung am Unterricht.
Aufgrund von Bombenangriffen fand Unterricht im Keller statt
„Zweimal in der Woche, dienstags und freitags, ging es um 7.10 Uhr in die Kirche. Das war Pflicht. Wer dort schwatzte, der bekam direkt eine Strafarbeit“, erinnert sich Elsbeth Kriegel. Wenn an den Musikunterricht zurückgedacht wird, dann hält sich so manche der älteren Damen die Hand an die Wange. Wer nicht singen konnte, den kniff das Fräulein für den Musikunterricht gern einmal. Ob Unterricht im Keller der Brauerei Rixen wegen eines Bombenangriffs, oder der Unterricht in der Knabenschule, weil US-Truppen die Mädchenschule in Beschlag genommen hatten – die Schulgeschichten machen die Runde. „Als wir in der Knabenschule unterrichtet wurden, hatten die Jungs morgens Unterricht und wir Mädchen am Nachmittag. Wer einen langen Schulweg hatte, wie Mädchen aus Unterweiden, Großlind oder Oberbenrad, der durfte im Winter früher den Unterricht verlassen, damit man nicht im Dunkeln nach Hause gehen musste“, sagt Ruch. An Anekdötchen aus der Schulzeit mangelt es nicht, und schon jetzt freuen sich alle auf das Treffen im kommenden Jahr.