Beschwerden von Bürgern in Willich Bürger ärgern sich über Lärm von Krähen

Willich · In Willich leben zahlreiche Saatkrähen. Allein im Theodor-Heuss-Park in Anrath wurden 160 Nester gezählt. Bei der Stadt häufen sich Beschwerden von Bürgern.

Im Theodor-Heuss-Park in Anrath gibt es eine größere Saatkrähenkolonie. Das stört manche Anwohner.

Foto: Norbert Prümen

(tre) Als vor rund zehn Jahren die ersten Saatkrähen in Willich gesichtet wurden, war die Stadt stolz, dies vermelden zu können. Willich war damals die erste Stadt im Kreis Viersen, die wieder eine Saatkrähenkolonie beheimatete. Doch das Bild hat sich gewandelt: Bei der Stadtverwaltung klingeln die Telefone, weil sich Bürger über die Krähen beschweren wollen. „Die Bürger beschweren sich über die Lautäußerungen der Vögel und über den Kot. Manche sorgen sich sogar, dass eine Saatkrähe ein Kind angreifen könnte“, berichtet Udo Hormes vom Team Umwelt und nachhaltige Stadtentwicklung der Stadt Willich.

Ein Angriff durch eine Saatkrähe ist laut Stadt noch nicht bekannt geworden. Allerdings kommunzieren die Vögel untereinander, insbesondere die Jungtiere mit den Alttieren. Und: Saatkrähen setzen Kot ab, so wie jedes andere Lebewesen auch. „Wir möchten gerne um Verständnis für diese schönen und intelligenten Vögel werben“, sagt Hormes. Wobei das vielschichtige Gekrächze gerade die Brutzeit betrifft. Das heißt, von März bis Juni. Danach wird es wieder ruhiger.

Wer in der Stadt wohne oder in der Nähe eines Flughafens, müsse sich an Verkehrslärm gewöhnen. Zum ländlichen Wohnraum gehörten die Geräusche der Natur, fügt Hormes an. „Nahezu jeder betont, wie wichtig ihm die Natur ist. Doch vor der eigenen Haustür möchte sie anscheinend niemand haben“, bemerkt Jack Sandrock, Leiter der Nabu-Ortsgruppe Willich, in diesem Zusammenhang. Die Ortsgruppe führte Zählungen zur Saatkrähen-Population durch. Der Theodor-Heuss-Park in Anrath weist mit 160 Nestern eine der größten Kolonien in Willich auf. Der gesellige Vogel, der früher in den hohen Bäumen an den Rändern der Felder gelebt hat, zieht immer häufiger in die Parks der Dörfer und Städte, da sein alter Lebensraum durch viele Baumfällungen nicht mehr besteht. Seine Brutbäume sind verschwunden, der Vogel passt sich den neuen Gegebenheiten an.

Saatkrähen nehmen tierische wie pflanzliche Nahrung auf. Was den Gärtner besonders freut: Nacktschnecken stehen auf dem Speiseplan der Saatkrähen ganz oben. Auch Mäuse gehören zur Nahrung. Saatkrähen gehören zu den geschützten Tierarten und stehen in einigen Bundesländern auf der Roten Liste. „In Sachen Kot kann man nur sagen, dass man Bäume, in denen sich eine Brutkolonie befindet, meiden sollte, und sein Auto vielleicht in der Brutzeit nicht direkt darunter parkt“, so Sandrocks Tipp. Ein Sitzplatz unter einem Baum kann durch einen Sonnenschirm geschützt werden, dessen Oberfläche sich leicht abwaschen lässt. Hormes: „Es macht viel Freude, die Saatkrähen zu beobachten. Es sind wirklich tolle Vögel.“