Kinderschutzbund: Neugeborenen-Besuchsdienst will kein Kontrolleur sein

Der Kinderschutzbund zieht nach fünf Jahren Bilanz. Es gibt auch eine Alternative.

Neersen. Ihn gibt es seit 2008, den Neugeborenen-Besuchsdienst in der Stadt Willich. Er wird ausgeführt vom Kinderschutzbund. Auf Wunsch der SPD zog die Kinderschutzbund-Vorsitzende Hannelore Lönnendung jetzt eine Bilanz.

„Kommen Sie vom Jugendamt?“ Auch im fünften Jahr stoßen die Mitarbeiterinnen des Neugeborenen-Besuchsdienstes immer noch auf Skepsis, werden als Kontrolleure, als In-die-Kochtöpfe-Gucker verdächtigt. Zu unrecht. „Bis jetzt haben wir in drei Fällen das Jugendamt eingeschaltet, und zwar in Absprache mit den Familien“, erklärte die Vorsitzende.

Seit es die Familienzentren gibt, haben die Eltern Neugeborener eine Alternative: Sie können das Begrüßungspaket für ihr Baby auch hier abholen, statt es sich bringen zu lassen. Der Kinderschutzbund ist jeweils einmal pro Woche präsent. Hannelore Lönnendung findet es gut, wenn Eltern ein Familienzentrum aufsuchen, um das Paket im Wert von über 50 Euro abzuholen: „So ist eine längerfristige Bindung möglich.“

Kein Kontakt kommt zustande, wenn die jungen Eltern auf den Brief, den Bürgermeister Josef Heyes persönlich unterschreibt, nicht reagieren. Hannelore Lönnendung weiß und bedauert, dass oft genau das Klientel, das man erreichen möchte, sich nicht meldet. Pro Jahr macht der Kinderschutzbund rund 120 Hausbesuche. Etwa ebenso viele Eltern kommen in eines der vier Familienzentren.

Was ist der Inhalt des Willkommenspakets? Besonders wertvoll ist das Elternbegleitbuch mit Tipps für Kinder bis zum zehnten Lebensjahr. Dieses Buch wird im Anrather Gefängnis gedruckt. In der „Babytasche“ sind außerdem unter anderem ein Badetuch, Babycreme, kleine, von Ehrenamtlerinnen selbst gestrickte Söckchen, eine Quietscheente sowie ein Gutschein über 7,50 Euro, der in der „Wühlmaus“, dem Second-Hand-Kinderladen des Kinderschutzbundes im alten Schiefbahner Rathaus eingelöst werden kann.

Eine positive Erfahrung, die Lönnendung in letzter Zeit verstärkt gemacht hat: „Auch türkische Familien öffnen sich und stehen unserem Angebot zunehmend positiv gegenüber.“ rudi