Klaus Peschke mit 73 voll im Karatefieber
Seit drei Jahren ist der Schiefbahner im Willicher Turnverein aktiv. Aktuell steuert er bereits den grünen Gürtel an.
Willich. Durch die Turnhalle der Grundschule Willicher Straße schallen japanische Begriffe in rascher Folge. Genauso schnell wie Torsten Kopietz sie ausspricht, setzen die sieben Personen in ihren weißen Anzügen, die sich nur durch die unterschiedlichen Farben der Gürtel unterscheiden, diese Kommandos um. Geballte Fäuste fliegen nach vorn, Füße springen in bestimmte Positionen. Die Konzentration eines jeden Einzelnen ist spürbar.
„Karate hat drei K. Sie heißen Konzentration, Koordination und Kondition“, sagt Klaus Peschke, während er aufmerksam Übung für Übung absolviert. Genau diese drei Eigenschaften waren es, die den Schiefbahner vor drei Jahren dazu bewogen haben, im Alter von 70 Jahren mit Karate anzufangen.
„Ich habe die vorausgegangenen 18 Jahre Tai Chi gemacht. Das ist ein schöner Sport, wenn man noch im Berufsleben steht und entspannen will. Aber mir hat es als Rentner nicht gereicht“, sagt Peschke. Er wollte mehr für sich tun und noch fitter werden, insbesondere in Sachen Konzentration. Denn diese lässt nach seiner Meinung im Alter nach. Dazu kommt, dass Karate ein Ganzkörpertraining ist. Und anders als bei Judo oder Jiu-Jitsu — Sportarten, die Peschke 34 beziehungsweise zwei Jahre lang ausübte — gibt es beim Karate kaum Körperkontakt. Das heißt, es ist kein Kampftraining, bei dem die Sportler auch mal auf die Matte knallen.
Klaus Peschke
Peschke machte sich also auf die Suche nach einem Verein, der ein für ihn adäquates Angebot hatte. Beim Willicher Turnverein würde er fündig. Trainer Lothar Woik bietet einmal in der Woche „Karate 40 Plus“ an, ein Angebot, das Peschke ansprach. Immerhin sei er damals 70 Jahre alt gewesen und damit eindeutig zur Vorgabe 40 Plus passend, bemerkt der Senior schmunzelnd. Woik, der selbst 69 Jahre alt ist, staunte kein bisschen, als Peschke zum Probetraining kam und sich letztendlich im Juli 2012 anmeldete. „Mit Karate kann man in jedem Alter beginnen. Ich habe mich gefreut, als er sich anmeldete“, berichtet Woik.
Mit einem weißen Gürtel um den Bauch ging es los. „Eigentlich ist der Gürtel ja nur da, damit die Hose nicht rutscht“, scherzt Peschke. Trotzdem änderte der Schiefbahner noch im selben Jahr die Gürtelfarbe. Am 16. Dezember 2012 legte er die Gelbprüfung ab, was auch ordnungsgemäß in seinem Karatepass vom Verband eingetragen wurde. Im Dezember vergangenen Jahres folgte dann die Orangeprüfung, der sich als nächstes der grüne Gürtel anschließen soll.
Wenn Peschke auf seine Anfänge zurückschaut, dann gibt er ehrlich zu, dass es ihm am Anfang schwergefallen ist, sich zu konzentrieren. „Der Trainer sagt alles in Japanisch. Ich musste nicht nur die Begriffe, sondern auch die dazugehörigen Bewegungsabläufe lernen“, erinnert sich der 73-Jährige.
Diese gilt es aber nicht nur geistig umzusetzen, sondern auch in eine entsprechende Koordination zu bringen. Die Bewegungen und Abläufe müssen koordiniert werden. „Wenn ich mich nur konzentrieren wollte, dann hätte ich auch in einen Schachclub gehen können. Ich wollte aber mehr“, hebt Peschke hervor.
Im Lauf der Zeit stellte der Senior fest, wie seine Kondition sich kontinuierlich steigerte. Statt wie viele seiner Alterskollegen vor dem Fernseher zu sitzen, hat er ein Ziel, auf das er hin arbeitet.
„Das Ziel ist der nächste Gurt. Ich lerne, setzte um, vertiefe und gehe zur nächsten Prüfung, wenn mein Trainer meint, dass der Zeitpunkt dafür gekommen ist“, sagt Klaus Peschke.