Kluge Gedanken zur Frage „Was bleibt?“

Noch bis zum 27. April ist bei action medeor eine bewegende Ausstellung zu sehen.

Foto: medeor

Vorst. Anne-Sophie Mutter, Wim Wenders und Friede Springer — alle kann man jetzt bei action medeor treffen — auf fotografischen Porträts von Bettina Flitner. Elf Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Kirche stellen sich der Frage „Was bleibt?“. Konzipiert wurde die Ausstellung von der Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum“. Die Initiative unterstützt Menschen bei ihrem Vorhaben, mit ihrem Erbe Gutes zu bewirken. Dieser Initiative zum gemeinnützigen Vererben ist action medeor 2015 beigetreten. Bei der Eröffnung berichtete Thomas Menn, Vizepräsident von action medeor, eindrücklich, wie auch seine Frau und er sich diesem Gedanken angeschlossen hätten.

Die Werbung für gemeinnütziges Vererben ist nur die eine Seite der Medaille. Den Besucher der Ausstellung erwarten interessante Einblicke in das Leben und Denken prominenter Zeitgenossen. Auf elf Tableaus begegnet der Besucher ihnen ganz neu. Die Fotografin Bettina Flitner hat für das zentrale Bild — flankiert von einem Porträt und einem Zitat — den dargestellten Menschen in ein für ihn besonders wichtiges Umfeld gestellt: der Bergsteiger Reinhold Messner natürlich in den Bergen seiner Südtiroler Heimat, Ulf Merbold, der erste bundesdeutsche Astronaut, hoch am Himmel in einem Segelflugzeug. Und wenn die Fotografin die evangelische Theologin Margot Käßmann in den Bug eines Fischerbootes stellt, darf der Betrachter sich gern an Menschenfischer, Titanic und Flüchtlingsboote erinnert fühlen.

Einige der Porträtierten sind inzwischen verstorben. Die Ausstellung ermöglicht noch einmal ein beeindruckendes Wiedersehen mit Richard von Weizsäcker, Egon Bahr und Günter Grass. Über den Tod nachzudenken, bleibt bis heute ein Tabu, sagt Bettina Flitner. Die Berliner Fotografin sieht in der Frage „Was bleibt eigentlich von einem Leben?“ für sich einen Impuls, Fotografin zu werden. „Denn das Fotografieren ist ja auch etwas, das gegen das Vergessen arbeitet.“

Christina Nüsslein-Volhard, sehr eindrucksvoll im Kreuzgang von Kloster Bebenhausen in Tübingen fotografiert, erhielt 1995 den Nobelpreis für Medizin. Die Wissenschaftlerin stellt ganz nüchtern fest: „Unsere Erkenntnisse werden irgendwann Allgemeingut. Wer es entdeckt hat, ist irgendwann egal.“

Die Ausstellung bei action medeor, St. Töniser Straße 21, ist noch bis zum 27. April zu sehen. hb