Kontroverse um neuen Prüfauftrag „Bücherei“
CDU und FDP wollen weitere Synergien und neue Ideen abklopfen lassen.
Tönisvorst. Bürger sorgen sich um ihre Stadtbücherei. Ein gutes Dutzend wollte Donnerstagabend die neueste Diskussion um zwei Anträge von CDU und FDP im Schul- und Kulturausschuss miterleben. Die CDU hatte Tage vorab in einer Pressemitteilung verlauten lassen, von der Stadtverwaltung vieles im Zusammenhang mit der Bücherei prüfen lassen zu wollen: eine eventuelle Verlegung „an einen anderen attraktiven Standort“ zum Beispiel, eine teilweise Verlagerung des Buchbestands oder eine Vernetzung mit den Schulbüchereien.
Die FDP formulierte noch schärfere Prüf-Aspekte wie die „Aufteilung des vorhandenen Buchbestands auf die Büchereien der städtischen Schulen“ und „Verpachtung der bisherigen Räumlichkeiten an einen Gastronomiebetrieb“.
Während Büchereichefin Carmen Alonso am Abend die letzten Ausleihen im Erdgeschoss abwickelte, erlebten die beunruhigten Bürger im Ratssaal im 1. Stock den Einstieg in eine kontroverse Debatte. Thomas Kroschwald für die CDU und Torsten Frick für die FDP waren eng beieinander in dem Wunsch nach einer Neustrukturierung, auch aus einem festen Sparwillen heraus motiviert. Die GUT will ebenfalls Synergien abklopfen lassen. SPD und Grüne hingegen lehnten eine solche Debatte kategorisch ab.
Weder Elisabeth Schwarz (Grüne), noch Silke Depta und Christa Voßdahls (beide SPD) hatten Verständnis für den Vorstoß. An dem „Bombenstandort“ will die SPD-Fraktion nicht rütteln. Ihre Frage, warum Carmen Alonso nicht an der Sitzung teilnehme, ließen Ausschussvorsitzende Angelika Hamacher und Bürgermeister Goßen unbeantwortet.
Nach der Abstimmung über die Anträge verließen ein Dutzend Männer und Frauen die Rathaus-Empore und damit vorzeitig den öffentlichen Teil der Sitzung. Ihre offensichtliche Sorge um die Bibliothek begleitete sie mit nach draußen, auch wenn der Appell von Bürgermeister Thomas Goßen noch nachhallte. Er hatte den Ausschuss eindringlich darum gebeten, die Diskussion nicht auf dem Rücken der Bibliotheksmitarbeiter auszutragen und „gemeinsam ein Signal zu setzen, damit die Einrichtung nicht unter die Räder gerät“.
Die Stadtverwaltung wird nun in den nächsten Wochen und Monaten prüfen. Im September soll sie berichten. Man darf davon ausgehen, dass Carmen Alonso dann dabei ist. Und der ein oder andere besorgte Bürger von Donnerstagabend sicher auch.