Evakuierungslinie läuft genau durchs Seniorenheim
Ab Dienstag sucht der Kampfmittelräumdienst am Alten Weg nach einem Blindgänger.
Vorst. Die Verunsicherung im Ort ist groß: „Was kommt da auf uns zu?“ Das fragen sich viele Einwohner des kleineren Tönisvorster Stadtteils mit Blick auf den möglichen Bombenfund und eine vielleicht anstehende Evakuierung.
Fakt ist: Wenn es sich tatsächlich um eine Bombe handelt, liegt sie mittig im Ort unter einer Garage am Alten Weg, wie eine Recherche der WZ ergab. Zieht man darum in einem Radius von 500 Metern einen Kreis, innerhalb dessen eine Evakuierung nötig wäre, ist deutlich mehr als die Hälfte des Ortes betroffen.
Bei der Stadt kümmert sich derzeit ein Stab von fünf Mitarbeitern um die Vorbereitung. Was genau auf die vielen Helfer zukommt, kann Stadt-Sprecherin Catharina Perchthaler noch nicht sagen. Wie sicher ist man, dass dort wirklich eine Bombe liegt? „Die Auswertung der alliierten Luftbilder und die Aussagen der Zeitzeugen stimmen überein. Die Fläche ist zumindest sehr verdächtig“, sagt Perchthaler.
Der Kampfmittelräumdienst wird ab Dienstag zunächst dort bohren, um festzustellen, ob sich tatsächlich Eisen im Boden befindet. Sollte dies der Fall sein, wird das Objekt freigelegt. Dann entscheidet der Sprengmeister, wie vorzugehen ist. Das kann bis zu einer Evakuierung gehen, die ab Mittwoch möglich wäre. Diese würde maximal einen Tag dauern. Normalerweise läuft sie über einige Stunden.
„Die Anwohner werden in Zugzwang gesetzt“, ärgert sich Volker König von der Eichenstraße. „Wie hoch ist denn das Risiko? Muss ich damit rechnen, dass so ein Teil in die Luft gesprengt wird?“ Er müsste im Fall der Fälle sein Haus verlassen. Was dann aus seiner Voliere mit Vögeln wird, weiß er noch nicht. „Das ist auch schwierig“, räumt Perchthaler ein. Auch wenn’s um Haustiere wie Hunde und Katzen gehe. Da setze die Stadt auf Nachbarschaftshilfe, so dass die Evakuierten z.B. zu Freunden gehen könnten, zu denen sie ihre Tiere mitnehmen dürften. Mit den Landwirten sei gesprochen worden. Hier sei das Vorgehen klar.
Was ist mit dem Altenheim Kandergarten? Die imaginäre Evakuierungslinie verläuft genau durchs Haus. „Wir werden möglicherweise eine Teilverlegung durchführen“, sagt Andreas Schönleber, Geschäftsführer des Antoniuszentrums. Das sei mit der Stabsstelle abgesprochen.
Häufig wird an der Hotline die Frage gestellt, was mit den Schülern der Grundschule ist. Deren Gebäude liegt in der Sicherungszone. „Den Eltern ist freigestellt, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken“, sagt Perchthaler.
Klar ist, dass der Betrieb in den betroffenen Kindergärten weitergeht, die beide im Evakuierungsbereich liegen. St. Godehard zieht zum Obstgut Demandt um, Dreikäsehoch schlägt seine „Zelte“ im Jugendtreff an der Gerkeswiese auf.