Konzert in Willich: in der Kathedrale aus Klang

Der Star-Cellist Thomas Beckmann trat in der Evangelischen Auferstehungskirche Willich auf. Als der Gipfel der Celloliteratur gelten die sechs Suiten für Violoncello solo von Bach.

Willich. An sein erstes Konzert vor mehr als 30 Jahren in der Evangelischen Auferstehungskirche kann sich Cellist Thomas Beckmann gut erinnern: "Es war der 30. September 1979. Ich weiß das noch so genau, weil es mein allererstes Konzert war, für das ich Gage erhielt." Noch dazu hatte der junge Musiker seine Noten vergessen.

"Mit meinem Opel fuhr ich nach Düsseldorf zurück, um sie zu holen." Das ist auch der Grund, warum der mittlerweile weltberühmte Solocellist die dritte Suite in C-Dur von Johann Sebastian Bach am Sonntag in der Evangelischen Auferstehungskirche noch einmal spielt - diesmal ohne Noten. "Die brauche ich nicht mehr", lächelt Beckmann.

Als der Gipfel der Celloliteratur gelten die sechs Suiten für Violoncello solo von Bach. Ehe Beckmann sie spielt, erläutert er ihre Feinheiten. Prélude und der deutsche Tanz in "Allemande", der schnelle Tanz in "Courante", "Sarabande" und die Besonderheiten von "Bourée I" und "Bourée II" erklärt der Solocellist. Dann spielt er sie, mit geschlossenen Augen.

Ein von Clara Schumann geprägter Ausdruck bekommt einen Sinn, wenn Beckmann spielt: Seine "Kathedrale aus Klang" lädt das Publikum ein, sich in ihr zu verlieren. Bis tief in die Seele rührt sein Spiel. Bei der Sonate e-Moll von Antonio Vivaldi wird er musikalisch begleitet von Kantor Pfeifer (Basso Continuo).

Zum Verzweifeln schön auch "Arioso" aus der Kantate 156 (Bach), bearbeitet für Cello und Orgel. Andächtig lauscht das Publikum, kein Platz ist frei in der Kirche.

Im letzten Teil erklingen Werke von Charlie Chaplin, der für seine Filme auch die Musik komponierte. Gar nicht so publik ist, dass Chaplin Cello spielte. Beckmanns Entdeckung unveröffentlichter Werke mit der CD "Oh! That Cello" wurde in 57 Ländern veröffentlicht.

Die Titelmusik von "Limelight", "Tango Natascha" aus "Der letzte Diktator" sind tief bewegend, ebenso "Beautiful wonderful eyes" aus "Citylight". In der Filmszene erkennt das Blumenmädchen im Vagabunden ihren Retter.

Vagabunden und Tramps sind auch im wahren Leben ein wichtiges Thema für den Cello-Star. "Gemeinsam gegen Kälte", ein gemeinnütziger Verein, wurde 1996 von ihm und weiteren Beteiligten gegründet mit dem Ziel, Obdachlosen zu helfen.

Für sein Engagement wurde das Ehepaar Beckmann unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und dem "Europäischen Sozialpreis" ausgezeichnet. Auf seiner Benefiz-Tournee zugunsten obdachloser und armer Menschen kommt er im März auch nach Krefeld.