Liebeserklärung an den Niederrheiner
Stefan Verhasselt präsentierte im Forum sein neues Programm.
St. Tönis. Das „Neue Niederrhein-Programm“ ist das zweite Kabarettprogramm des WDR 4-Moderators Stefan Verhasselt. Nicht ganz unbescheiden sieht sich der 46-jährige gebürtige Straelener „in der Tradition von Hanns Dieter Hüsch“. Das weckte hohe Erwartungen.
Im Forum Corneliusfeld wollten rund 140 Zuschauer sehen und hören, was hinter diesem Versprechen steckt. Bereits nach wenigen Minuten wurde deutlich, dass Hüsch Hüsch war und Verhasselt Verhasselt ist. Während dem Altmeister des Niederrhein-Kabaretts so manche Anekdote, vom Blatt abgelesen, im Bart stecken zu bleiben schien, profitiert Stefan Verhasselt von seiner geübten, klaren und wandlungsfähigen Radiomoderatoren-Stimme. Sie macht es ihm leicht, in die Rollen der unterschiedlichsten, den Charme des Niederrheins ausmachenden Figuren zu schlüpfen.
Und gerade diese Anekdoten sind es, die zusammengesetzt ein mosaikartiges Bild von den Menschen ergeben, die Spargel und Blumen ernten, die sich in ihrer Heimat so wohl fühlen, die zwar bescheiden sind, aber auch kleine Angeber sein können. Das hätte Hanns Dieter Hüsch gefallen, denn genau so hatte er es ja auch gemacht.
In Zeiten, wo harter Pointen-Hagel Pflicht ist, um die Einschaltquoten zu erreichen, wirken beide ein wenig antiquiert, Hüsch und Verhasselt, das aber im durchaus positiven Sinne. Da ist nichts Marktschreierisches, Lautes, statt dessen können die Zuschauer eine leise Liebenserklärung an die Menschen heraushören.
Wie bauernschlau der Niederrheiner sein kann, machte Stefan Verhasselt am Beispiel des Kegelclubs deutlich, der Udo Jürgens in sein Dorf lockt, und zwar ohne eine Gage zu zahlen. Und so sehr der Niederrheiner sich auch aufregen kann über die Angeber mit ihren Sylt-Aufklebern am Auto: Ein wenig im Mittelpunkt stehen mag auch er - und wenn es nur der Hinweis in der Todesanzeige des nahen Verwandten ist, er sei in China gestorben. „Der hat es weit gebracht“, so die Assoziation.
Köstlich: Die Kommunikation zwischen der holländischen Pensionswirtin und dem niederrheinischen einfachen Ehepaar. Vehasselt merkt man bei aller versteckter Kritik seine Zuneigung zu den hiesigen Menschen an.
Hüsch ist als Kabarettist Kult, Stefan Verhasselt derzeit — noch — als Radio-Moderator. rudi