Lise-Meitner-Gymnasium Schüler bauen einen Wetterballon

Anrath. · Das Lise-Meitner-Gymnasium geht in die Luft. Die Schüler lassen Samstag ihren Ballon steigen.

Die Lehrer Theodor Claßen und Jan Gohla sowie der stellvertretende Schulleiter Markus Klemt (v. l.) mit der Box für die Technik.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Seit Tagen verfolgen Jan Gohla und Theodor Claßen aufmerksam die Wetterlage. Denn sie ist der Faktor, der den beiden Lehrern des Lise-Meitner-Gymnasiums (LMG) und einer zehnköpfigen Schülergruppe einen Strich durch die Rechnung machen könnte. „Bei Regen, schlechter Sicht oder gar Nebel erhalten wir keine endgültige Starterlaubnis. Aber bis jetzt sieht es für Samstag gut aus. Sechs Stunden Sonnenschein, kein Regen und Temperaturen um die zehn Grad sind angesagt“, sagt Gohla. Beim Tag der offenen Tür planen der Biologie- und Chemielehrer sowie der Mathe- und Physiklehrer nämlich einen ganz besonderen Start. Sie wollen mit ihren Schülern einen Wetterballon, mit diversen Messeinheiten versehen, in die Stratosphäre schicken.

Das Projekt begann vor rund einem Jahr. Gohla hatte die Idee. In dem Astrophysiker Claßen fand er einen begeisterten Kollegen. „Wir wollten es zuerst in meiner AG Fliegen ansiedeln, entscheiden aber, eine eigene AG auf die Beine zu stellen“, erzählt Claßen. Zehn Schüler von der Klasse sieben bis zur Oberstufe stiegen in die AG Wetterballon ein. Für das Projekt wurde zudem der Förderverein des LMG gewonnen .

Er übernahm den größten Teil des rund 1400 Euro teuren Projektes. Unter anderem mussten Ballon und Styroporbox gekauft werden. Dazu Materialien von Kamera über Messerfassungssystem bis GPS-Tracker. Die Schüler bereiteten die Box für die Geräte vor, kümmerten sich um Programmierung, Stromversorgung, bauten Stabilisatoren an, mit denen die Drehungen in der Luft abgemildert werden sollen.

Eine Herausforderung waren die Behördengänge für die Flugfreigabe. Es galt, Genehmigungen der Bezirksregierung, der deutschen und der niederländischen Flugsicherung und vom Flugkontrollfreigabezentrum Mönchengladbach einzuholen. „Kurz vor dem Start brauchen wir von Mönchengladbach dann noch eine endgültige Flugfreigabe. Die luftverkehrsrechtlichen Vorschriften sind immens“, so Gohla.

Der Plan für den Start ist
minutiös durchgetaktet

„Kleine Kiste, großer Aufwand“, fügt der stellvertretende Schulleiter Markus Klemt lächeland an. Ihm gefällt das Projekt. „Wir sind eine MINT-Schule, und gerade die MINT-Fächer leben von Experimenten.“ Die Auswertungen des Projekts werden noch in weitere Fächer hineinstrahlen. Die Flugroute könnte etwa den Erdkundeunterricht tangieren. Im Vorfeld beschäftigte sich der Oberstufen-Physikkurs mit den Themen rund um den Wetterballon an sich.

„Der aktuelle Wetterballon ist ein Prototyp. Wir möchten das Ganze ausbauen und die Sensorik erweitern, um auch CO2 messen zu können“, erklärt Gohla. Aktuell wird der Ballon Fotos liefern, alle zwei Sekunden ein Bild machen. Dazu kommen Aufzeichnungen von Messdaten wie Luftdruck, Temperatur und Windgeschwindigkeit.

Beim Start muss ein minutiös durchgetakteter Plan eingehalten werden. Der Wetterballon wird sich in einer Höhe von rund 36 Kilometern aufhalten und Temperaturen von minus 35 Grad ausgesetzt sein. „Wir haben zwei GPS-Tracker eingebaut, die auf unterschiedlichen Netzen laufen, damit wir die Box auch wiederfinden“, so Claßen. Laut derzeitiger Daten wird der Flug in Richtung Hildesheim verlaufen. Wegen der Größe des Ballons, der mit 1400 Litern Helium gefüllt wird, und des Gewichts der Box von knapp drei Kilo wird mit einer Flugzeit von knapp drei Stunden gerechnet.