Willich Markt: Kompromiss fürs „Wohnzimmer“

Der Stadtrat gibt einstimmig grünes Licht für die Umgestaltung des Willicher Marktes. Die Debatte war kontrovers.

Foto: Friedhelm Reimann

Einstimmig hat der Stadtrat den geänderten Ausführungsplan für den Willicher Marktplatz auf der Grundlage des Entwurfs der Krefelder Firma Kraft.Raum beschlossen. Die Entscheidung fiel nach einer sehr kontrovers geführten, rund einstündigen Debatte. Dabei ging es vor allem um gestiegene Kosten, die FDP und Grüne nicht mittragen wollten.

Schon in der Sitzung des Planungsausschusses in der vergangenen Woche war es bei diesem Tagesordnungspunkt „wüst zur Sache gegangen“, wie Therese Stoll (SPD) sich erinnerte. Sie und etliche Redner anderer Fraktionen kritisierten noch einmal, dass die Stadtverwaltung erst kurz vor der Ausschusssitzung eine geänderte Planung und neue Kostenberechnungen vorgelegt hatte, weshalb es zu keiner Entscheidung gekommen war. „Solche Irritationen und Missverständnisse hätte man im Vorfeld ausräumen können“, sagte Stoll. Gleichzeitig ließ sie jedoch erkennen, dass die SPD mit dem vorgelegten Kompromiss zur Umgestaltung des „Wohnzimmers“ von Willich gut leben kann.

Da waren die Vertreter von FDP und Grünen anderer Meinung. Christian Winterbach (Grüne) erinnerte daran, dass man sich bei der Entwurfsplanung im Sommer 2016 auf Kosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro geeinigt habe. Nach der mittlerweile vom Krefelder Büro Angenvoort und Barth vorgelegten Ausführungsplanung entstehen jedoch Kosten in Höhe von 1,62 Millionen Euro. Das war den beiden kleinen Fraktionen zu viel. Sie sprachen sich für eine Deckelung bei 1,5 Millionen Euro und einer Verwendung von preiswerterem Betonpflaster aus. „Das ist optisch ausreichend“, so der Liberale Karl-Heinz Koch. Sein Fraktionskollege Franz-Josef Stapel brachte mit Blick auf die Kostensteigerungen gar den Vergleich zur Elbphilharmonie in Hamburg ins Spiel.

SPD-Fraktionschef Bernd-Dieter Röhrscheid sah dies völlig anders. „Ich würde in mein Wohnzimmer keine Betonsteine legen“, sagte er und sprach sich dafür aus, an portugiesischem Granitpflaster festzuhalten. Mehrkosten von 120 000 Euro im Vergleich zum Beton hielt er für völlig vertretbar. Auch sein CDU-Kollege Johannes Bäumges hob die Qualität dieses Belags hervor, der viele Jahrzehnte halten werde.

Christian Pakusch (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses, hatte schon zu Beginn der Debatte erklärt: „Ich hoffe, dass wir heute noch zu einem Kompromiss kommen.“ Anderenfalls, das war allen klar, wäre die gesamte Zeitplanung der Umgestaltung ins Wanken geraten, da man das Ausschreibungsverfahren und somit auch den Baubeginn hätte verschieben müssen.

Doch dazu kam es nicht: Der aktualisierte Umbauentwurf, der unter anderem ein verbessertes Lichtkonzept und zusätzliche Elektro-Anschlüsse für Marktbeschicker vorsieht, wurde einstimmig genehmigt. Bei der Entscheidung über das Pflaster blieb es jedoch beim Nein zu Granit durch FDP und Grüne. Sie konnten sich mit der preiswerten Variante aber ebenso wenig durchsetzen wie mit der anschließenden Forderung von Hans-Joachim Donath, eine Kostendeckelung auf die nun festgelegte Summe von 1,62 Millionen Euro vorzunehmen.

Die Technische Beigeordnete Martina Stall hatte zuvor verdeutlicht, dass dies gar nicht notwendig sei: Sollten bei der Ausschreibung die genannten Kosten nicht einzuhalten sein, müsse der Planungsausschuss ohnehin neu entscheiden.

Wieder einstimmig fiel der Beschluss, parallel zur Neugestaltung des Marktes auch den Anschlussbereich der Peterstraße bis zur Grabenstraße auszubauen. Die Kosten betragen 127 000 Euro, die teils durch Umschichtung von Fördergeldern des Landes gedeckt werden sollen.