Kreis Viersen „Maulwurf“ - oder nur ein Schaumschläger?
Ex-Kollegen und Freunde des angeblichen Islamisten sind ratlos.
Kreis Viersen/Krefeld. Ist dieser meist freundlich lächelnde Mann wirklich ein Islamist? Diese Frage stellen sich derzeit viele Bürger im Kreis Viersen. Die Nachricht von der Festnahme eines 51-jährigen Familienvaters, der im Verdacht steht, das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln als „Maulwurf“ radikaler Islamisten unterwandert zu haben, lässt Freunde, Nachbarn und ehemalige Kollegen ratlos zurück.
Seit den 1990er Jahren arbeitete der angebliche Islamist bei einer Bank, die ihren Hauptsitz in Krefeld hat. In deren Zentrale war er bis zu seinem Ausscheiden in wichtiger Position tätig. Fotos im WZ-Archiv zeigen ihn ganz brav in Anzug und Krawatte. Seit Januar ist er nicht mehr im Unternehmen tätig.
Innerhalb der Bank herrscht bei den Mitarbeitern großes Entsetzen. Keiner kann sich vorstellen, dass der Ex-Kollege sich ernsthaft radikalisiert hat. „Er suchte eher nach Aufmerksamkeit“, heißt es.
Der 51-Jährige engagierte sich auch politisch. 2008 war er als Beisitzer Mitglied des Vorstandes im Ortsverband einer Partei im Kreis Viersen. Ein ehemaliger Vorstandskollege: „Er hat in einem Arbeitskreis für Jugend, Kultur und Schule mitgemacht.“ Dann sei herausgekommen, dass der Mann Verleger von Hardcore-Pornos im Homosexuellenmilieu war. „Wir wollten nicht, dass er in dem Arbeitskreis weiter mitmacht“, erinnert sich der frühere Parteifreund. Vor dem Hintergrund, dass seine Verlegertätigkeit öffentlich geworden wäre, sei der heute 51-Jährige aus der Partei ausgetreten. „Ich schätze ihn nicht als Islamisten ein, sondern eher als Schaumschläger und Selbstdarsteller“, sagt der Politiker.
Auch als Schulpflegschaftsvorsitzender eines Krefelder Gymnasiums war der 51-Jährige aktiv, ebenso als Gründer einer Organisation, die Tier-Therapien für behinderte Kinder finanziert. Seine Schwester betreibt mit ihrem Mann ein Café im Kreis Viersen. Dort soll er gelegentlich kellnern.
Der Mann soll 2014 vom Katholizismus zum Islam konvertiert sein. Verschiedene Medien berichten, gegenüber den Ermittlern habe er erklärt, eine „Eingebung“ gehabt und dann den Wechsel telefonisch gegenüber „Mohamed“ aus Österreich angegeben zu haben. Ebenso soll er erklärt haben, Teil eines großen Plans zur Unterwanderung des Verfassungsschutzes zu sein. Wie glaubwürdig das alles ist, prüfen die Ermittler noch. Eine „klassische Konversion“ sei der Wechsel zum Islam nicht, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf auf Anfrage der WZ. Hausdurchsuchungen in der Bank und in Privaträumen habe es nicht gegeben, ergänzte er.