Michael Höhn im Interview: Grüppchendenken in der CDU überwinden
Michael Höhn ist neuer Chef der Tönisvorster Union. Wie er sich seine künftige Arbeit vorstellt, verrät er im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung.
Tönisvorst. Irgendwie kam er aus dem Nichts. Und jetzt soll er die CDU Tönisvorst führen. Das ist der Stadtverband, von dem böse Zungen behaupten, er sei schwieriger zu hüten, als ein Sack Flöhe. Michael Höhn steht vor einer Herkules-Aufgabe. Wie er sich diese vorstellt und wo er seine Prioritäten setzt, das erklärt er im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung.
Sie sind mit 31 Jahren noch recht jung und vielleicht politisch auch noch etwas unerfahren. Wie wollen Sie sich gegen die Etablierten in der Partei durchsetzen?
Michael Höhn: Mit Unbedarftheit. Ich habe schließlich den Vorteil, nicht so bekannt zu sein. Deshalb bin ich auch nicht so angreifbar.
Wofür stehen Sie?
Höhn: Auf jeden Fall für die Jugend und für junge Familien, ganz klar. Und auch für Hoffnungen, dass Vorst als kleinerer Stadtteil stärker berücksichtigt wird. Er soll einfach mehr Bedeutung bekommen. Auf der anderen Seite heißt das aber nicht, dass die Interessen älterer Mitbürger oder die von St. Tönis nicht auch behandelt würden. Es wäre natürlich klasse, wenn man das Gegeneinander der Stadtteile auflösen könnte.
Haben Sie ein konkretes Beispiel für Ihre Orientierung?
Höhn: Nehmen Sie die Spielplätze. Da gibt es solche positiven Orte wie den Pastorswall in St. Tönis. So etwas würde ich gerne auch in Vorst umsetzen. Da gibt es schon einige Plätze, die es mal nötig hätten.
Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten mit Ihrem Vorgänger Jörg Geulmann?
Höhn: Wir haben die gleiche Ausbildung bei der Finanzverwaltung absolviert. Und im Alter sind wir ja auch ähnlich. Ich würde gerne viele Gedanken, die er aufgegriffen hat, weiterentwickeln.
Und wo sehen Sie die Unterschiede?
Höhn: Da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich möchte aber auch nicht mit einem anderen Menschen verglichen werden. Und ich will meine Vorstellungen mit dem Team ausarbeiten.
Wo liegen aus Ihrer Sicht die Baustellen bei der CDU?
Höhn: Da ist zum einen die Stadtentwicklung. Die haben wir bereits in der ersten Vorstands-Sitzung aufgegriffen. Der Arbeitskreis, der dazu schon mal bestanden hat, soll aufleben. Mit Luise Fruhen und Eckart Fischell. Die größte Baustelle ist wohl die, das Debakel der Landtagswahl zu verarbeiten. Wir müssen unbedingt das Vertrauen der Parteimitglieder wiedergewinnen. Und damit verbunden auch das der Wähler.
Ist schon was im Schwange?
Höhn: Ja. Wir wollen uns am 29. Juni zu einem Europa-Abend zusammensetzen. Bei dem soll es die Gelegenheit geben, sich besser kennenzulernen. Der Europa-Abgeordnete Karl-Heinz Florenz hat sein Kommen auch schon zugesagt. Außerdem will ich nach und nach die Wahlkreise besuchen, um mir Lob und Tadel der Menschen anzuhören. Da ist zunächst der Wahlkreis 7050 von Maik Giesen an der Reihe.
Die Stadtratsfraktion gilt vielen als „Partei in der Partei“. Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit vor?
Höhn: Zumindest steht doch der Anfang schon mal unter einem guten Stern. Fraktions-Chef Helmut Drüggen hat mir versichert, dass meine Stimme für ihn Gewicht haben wird. Ich hoffe, dass es mir gelingt, das Grüppchendenken zu überwinden.
Wird sich das auch in der künftigen Besetzung der Ratsmandate niederschlagen?
Höhn: Da gibt’s ja schon den ein oder anderen, der erklärt hat, nicht mehr antreten zu wollen. Es wäre schön, wenn entsprechende Anstöße aus der Fraktion kämen.