Tönisvorster Hilfswerk Action Medeor: Einsatz an der Ahr geht weiter
Tönisvorst · Das Tönisvorster Hilfswerk Action Medeor blickt auf ereignisreiche und fordernde Monate zurück. Neben den üblichen Einsatzgebieten kamen auch Deutschland und die Ukraine hinzu. Jetzt trafen sich die Mitglieder in Vorst.
(msc) Das Tönisvorster Hilfswerk Action Medeor ist auch noch ein Jahr nach der Flutkatsastrophe an der Ahr im Einsatz. Üblicherweise ist der Kontinent Afrika das Gebiet, in dem sich Action Medeor mit Sitz an der St. Töniser Straße in Vorst schwerpunktmäßig engagiert, auch Gesundheitsstationen in Lateinamerika und Asien werden vom Niederrhein aus regelmäßig mit medizinischer Hilfe versorgt. Seit gut einem Jahr allerdings gehört auch erstmals Deutschland selbst dazu – die Flutkatastrophe machte es nötig. Und auch der Krieg in der Ukraine sorgt seit einigen Monaten für deutliche Mehrarbeit auch in Tönisvorst. Trotz dieser beiden neuen Betätigungsfelder dürfe man die anderen Krisenherde in der Welt nicht vergessen, sagte Action-Medeor-Vorstandssprecher Sid Peruvemba jetzt bei der Mitgliederversammlung.
Die Versammlung immerhin war ein kleiner Schritt zurück in die Normalität – denn zum ersten Mal nach drei Jahren konnte sie wieder physisch in den Räumen des Hilfswerks stattfinden. Während man in den Vorjahren auf hybride und digitale Zusammenkünfte ausgewichen war, trafen sich die Mitglieder nun wieder im Foyer des Vorster Hauptsitzes, um sich von Vorstand und Präsidium über das Geschäftsjahr 2021 berichten zu lassen.
Präsident Siegfried Thomaßen und Vorstandssprecher Sid Peruvemba zeichneten ein Bild von den vielschichtigen Hilfsaktivitäten, die Action Medeor etwa im Ahrtal startete: von akuter Nothilfe mit medizinischer Ausrüstung und solarbetriebener Notbeleuchtung bis zur vorübergehenden Unterbringung einer Arztpraxis und einer Apotheke und der Unterstützung eines lokalen Pflegedienstes machten sie die Bandbreite der Hilfeleistungen deutlich.
Viele Projekte befinden
sich noch in der Planung
Im Gespräch sagt Action-Medeor-Pressesprecher Markus Bremers, dass das Hilfswerk voraussichtlich noch bis mindestens Ende 2023 sein Engagement an der Ahr fortsetzen werde. Es gebe dort immer noch verschiedene Projekte, die sich erst in der Planung befinden und demnächst umgesetzt werden – so sollen für einen Jugendtreff im Ort Maischoss Übergangssportplätze gebaut werden. Für Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene bis zu Senioren seien solche Angebote sowie die psychosoziale Betreuung nach wie vor wichtig. „Das Ahrtal ist wegen seiner vielen Baustellen grau, vielen Menschen sind durch die Flut die Sozialstrukturen weggebrochen. Lichtblicke im Alltag sind daher wichtig“, sagt Bremers. Viele Menschen hätten in den ersten Monaten nach der Katastrophe erst mal nur funktioniert, die psychischen Folgen würden nun sichtbar. So unterstützt Action Medeor eine Tanzpädagogin in Bad Neuenahr und Dernau, die dafür sorgt, dass Kinder und Jugendliche die Flut tänzerisch verarbeiten können, in Rech wird ein Pflegedienst bei der Organisation von Seniorennachmittagen finanziell unterstützt.
Auch bei baulichen Übergangslösungen half und hilft Action Medeor, beispielsweise in Rech, wo Container für die Ortsgemeindeverwaltung errichtet und erst kürzlich erweitert wurden. In Kalenborn wurden mithilfe der Tönisvorster Container für eine Arztpraxis und eine Apotheke erreichtet, auch psychosoziale Betreuung wird dort angeboten. In Hönningen wurden Container als Stützpunkt für einen mobilen Pflegedienst aufgestellt. Auch dieser wurde laut Bremers kürzlich erweitert, um dort auch Schulungen von Pfelegepersonal anbieten zu können.
Neben den Projekten des vergangenen Jahres kamen bei der Mitgliederversammlung auch die aktuellen Herausforderungen zur Sprache. „Die Flut an Anfragen, aber auch die Welle der Unterstützung, die der Ukraine-Krieg ausgelöst hat, sind für Action Medeor historisch“, betonten Thomaßen und Peruvemba. „Umso wichtiger ist es jedoch, dass wir die vielen anderen Krisenherde in der Welt nicht aus den Augen verlieren“, mahnte Peruvemba und verwies auf die jahrelangen Krisen in Syrien, im Südsudan und im Jemen und nannte auch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf Länder wie Somalia oder Guatemala.
„Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine verteuert weltweit Lebensmittel und Treibstoffe“, schilderte Peruvemba die Lage. „Schon in unserem Land spüren wir die Folgen des Kriegs sehr deutlich, viele müssen sich einschränken. In ärmeren Ländern sind die Auswirkungen noch gravierender, hier geht es für viele Menschen um die bloße Existenz.“
Präsident Siegfried Thomaßen richtete den Blick zudem auf die inneren Strukturen des Hilfswerks, die man im vergangenen Jahr weiter fortentwickelt und modernisiert habe. „Der neu geschaffene Bereich der Medizintechnik hat sich etabliert und ist zu einem Erfolgsfaktor für Action Medeor geworden“, berichtete Thomaßen. Zudem sei die Internationalisierung des Hilfswerks weiter vorangetrieben worden. „Unsere Niederlassungen in Tansania und Malawi entwickeln mehr und mehr Eigenständigkeit und werden in Zukunft eine noch stärkere Rolle spielen“, kündigte Thomaßen an. Man setze bei den Projekten zudem auf vertrauensvolle Partnerschaften mit Organisationen vor Ort, die eine hohe fachliche Kompetenz, eine genaue Kenntnis der Lage und eine hohe Akzeptanz bei den Menschen haben. „Das wollen wir in Zukunft ausbauen“, so Thomaßen. Insgesamt sieht sich das Tönisvorster Hilfswerk damit für die Zukunft gut aufgestellt. „Wir nehmen die Herausforderungen der Zukunft an und blicken zuversichtlich nach vorne“, sagte Siegfried Thomaßen.