Fledermaus-Nacht des Nabu Willich Auf den Spuren der „Schönen der Nacht“

Neersen · Der Willicher Naturschutzbund hatte zur Bat Night in den Neersener Schlosspark eingeladen. Rund 50 Interessierte lernten viel Wissenswertes über die kleinen Flugakrobaten.

27 Fledermausarten gibt es in Deutschland – im Bild das „Große Mausohr“.

Foto: dpa/Landkreis Fulda

Manch einer mag sich gewundert haben: Eine Gruppe von Menschen, darunter viele Kinder, steht am Rand des Neersener Schlossparks, an einer Straße, die auf der einen Seite mit Einfamilienhäusern bebaut ist. Auf der anderen Seite beginnt der Park. Die Dämmerung hat eingesetzt. Ein Junge aus der Gruppe hält ein Handy in die Höhe, ein anderer einen rechteckigen flachen Lautsprecher. Alle starren wie gebannt in die Lüfte. Dann ertönen die Rufe: „Da ist eine! Und noch eine!“

Gemeint sind Fledermäuse, die gerade jetzt ihre Quartiere in den Gebäuden verlassen und zur Jagd in den Wald ausfliegen. Gleichzeitig ertönen aus dem Lautsprecher kleine hohe Geräuschfolgen.

Es sind die Ultraschall-Ortungslaute der Tiere, die über die entsprechende App auf dem Smartphone für das menschliche Ohr hörbar gemacht werden und eine Identifizierung ermöglichen. Denn mit dem Auge sind die schnellen Flieger kaum auszumachen. Es ist Bat Night, veranstaltet von der Willicher Ortsgruppe des Naturschutzbunds (Nabu) Deutschland.

Einmal im Jahr stehen Fledermäuse im Mittelpunkt. Als „Die Schönen der Nacht“ werden sie betitelt. Mit dem Zusatz „Kleine Flugakrobaten in großer Not“. Vor der Erkundungstour waren die Interessierten, immerhin rund 50 Personen, in der Eva-Lorenz-Umweltstation im Schlosspark von zwei Fachleuten des Nabu mit Informationen versorgt worden. Tim Hornby hat unter anderem in Sri Lanka zu Fledermäusen geforscht und arbeitet jetzt als Biologie-Lehrer. Wenn er hört, dass Fledermäuse als „Vögel“ bezeichnet werden, gerät er leicht aus der Fassung. Denn Fledermäuse sind Säugetiere. Mit 1300 Arten bilden die sogenannten Fledertiere, zu denen auch die Flughunde gehören, fast ein Viertel aller Säugetierarten. Die Bandbreite ist riesig. Sie reicht von der Zwergfledermaus, die in eine Streichholzschachtel passt, bis zum Riesenflughund.

Charakteristisch ist die Flughaut, die auch nach Beschädigungen wieder regeneriert werden kann, also nachwächst. Ein anderes Charakteristikum ist ihre Ruheposition: „Wenn sie nicht fliegen, hängen sie ab“, sagt Tim Hornby. Zum Beispiel, wenn sie im Winterschlaf sind, der von November bis April dauert.

Viel Interessantes erfahren die Zuhörer, wobei sich gerade die Kinder als kleine Fachleute erweisen. 27 Arten gibt es in Deutschland. Allein im Neersener Schloßpark und am benachbarten Nierssee konnten acht Arten identifiziert werden.

Videos im Zeitlupenmodus zeigen, wie Fledermäuse an Ästen andocken und auf Insektenjagd gehen. Tim Hornby demonstriert, wie unterschiedlich sich die Ortungslaute anhören, von kurzen Schnalzlauten bis zu ratternden, immer schneller werdenden Tonfolgen.

Der Mensch kann einiges tun, um Fledermäuse zu unterstützen. Dazu gehört zunächst eine möglichst naturnahe Umgebung, in der sich Insekten als Nahrungsgrundlage gut entwickeln. Außerdem kann man Fledermäusen Quartiere anbieten. Steffen Fischer vom Nabu zeigt, wo Fledermäuse gerne wohnen. Da gibt es einerseits die Baumbewohner, die sich etwa in verlassenen Spechthöhlen niederlassen. Als Ersatz können dann auch mal ganze Dachböden von leeren Gebäuden besiedelt werden.

Andererseits gibt es die kleineren Arten, die Spalten bevorzugen. Bei Gebäuden sind das dann Ritzen an Außenwänden, etwa unter Giebelabdeckungen oder in Rollladenkästen.

Steffen Fischer zeigt Fledermauskästen für beide Wohntypen, also größere Volumenquartiere und flache Spaltenquartiere. Die gibt es fertig im Handel. „Kommerzielle Lösungen sind empfehlenswert“, sagt der Experte, denn der Selbstbau sei möglich, aber aufwändig. Angebracht werden sollten die Kästen bevorzugt in sonniger, freier Lage an Gebäuden, in einer gewissen Höhe. Auch Insektenschutzgitter vor den Fenstern schützen Fledermäuse, da sie Glas nicht erkennen können.

Beim späteren Erkundungsgang im Schloßpark werden vor allem Zwergfledermäuse erspäht. Als es dunkel wird, sind sie immer schwerer mit dem Auge zu erkennen, und nur noch über die Ortungslautsprecher auszumachen. Scheu kennen sie keine, manchmal huschen sie dicht über die Gruppe hinweg. Diskussionen lösen größere Tiere aus, die aber nicht eindeutig zu bestimmen sind. Schließlich endet der Spaziergang wieder an der Eva-Lorenz-Umweltstation.