Neersen: Friese inszeniert Striese
Mit „Der Raub der Sabinerinnen“ kommt purer Spaß auf die Freilichtbühne.
Neersen. Die Mutter aller Schwänke - das ist nach Ansicht von Regisseur Reinhardt Friese "Der Raub der Sabinerinnen". "Die Komödienmechanik des Boulevards findet dort ihren Ursprung", sagt Friese, der das 1884 uraufgeführte Stück im Moment für die Neersener Schlossfestspiele inszeniert. Am 17. Juli, 20.30 Uhr, ist die Premiere.
Tiefenpsychologie? Sozialkritscher Anspruch? So etwas ist im "Raub" nicht zu finden. Statt dessen gibt es witzige, schnelle Dialoge, hohes Tempo, viel Bewegung, kurz: Spaß pur.
Für die entsprechende Inszenierung hat Reinhardt Friese die Ur-Fassung des Stücks gewählt. "Es gibt keine bessere", betont er. Geschrieben wurde der Schwank von den Wienern Franz und Paul Schöntan, der eine Theaterdirektor, der andere Kritiker, Leute vom Fach also.
"Der Legende nach geht das Stück auf eine wahre Begebenheit zurück", informiert Reinhardt Friese. Im Mittelpunkt steht die kleine Wanderbühne des Theaterdirektors Emanuel Striese. Um die Bude beim Gastspiel in einer Klein-stadt, die durchaus auch Willich heißen könnte, "bumsdickevoll" zu kriegen, will er die Römertragödie "Der Raub der Sabinerinnen" auf die Bühne bringen, eine Jugendsünde des örtlichen Gymnasialprofessors Martin Gollwitz. Doch dann naht das Unheil in der Gestalt von dessen gestrenger Gattin, die alles andere ist als eine Theaterfreundin.
Die Sprache ist altmodisch, Bühne und Kostüme hat Ausstatterin Annette Mahlendorf dazu passend im Biedermeier angesiedelt. "In der heutigen Zeit würde das Stück nicht funktionieren", sagt Friese. Lebende Bilder, wie aus einem Gemälde von Carl Spitzweg herab gestiegen, verspricht er für die Aufführung, bürgerliche Konventionen der damaligen Zeit werden witzig aufs Korn genommen.
Das Ensemble hat "riesigen Spaß" bei den (schweißtreibenden) Proben, wie alle Beteiligten immer wieder betonen. R.A.Güther etwa wollte den Striese immer schon mal spielen und stellt sich tapfer der Herausforderung, als Schweizer einen sächsischen Dialekt sprechen zu müssen. Das ganze Stück sei "eine Liebeserklärung ans Theater". Unwichtige Nebenrollen gibt es hier nicht, selbst die kleinsten Figuren hätten "viel Fleisch", ergänzt Friese - ein richtiges Mannschafts-Stück also.