Neersen: Schräger Blick statt Krise
Bei den Schlossfestspielen ist das Theater-Ensemble präsentiert worden.
Neersen. Norbert Schlöder hatte beschlossen, den Stier bei den Hörnern zu packen: Ob Baustellenlärm vor der Tür, schwierige Parkplatzsuche oder ein hässliches Haltestellen-Häuschen an der Schlosseinfahrt - sämtliche Problemzonen der Freilichtsaison 2009 legte der Vorsitzende des Neersener Festspielvereins bei der Begrüßung des Ensembles gleich schonungslos offen. "The show must go on" gab Schlöder als Parole aus. Bei Intendantin Astrid Jacob musste er dafür nicht lange werben. "Ich habe beschlossen, mich von den Baustellen nicht mehr verdrießen zu lassen", verriet die gut gelaunte Chefin ihren Schauspielern - und bekam dafür den ersten Applaus der Spielzeit.
Die hat Jacob unter das Motto "Gauner und Satire" gestellt. Die Intendantin will einen "schrägen Blick auf die Gesellschaft" werfen. Was sie darunter versteht, machte sie mit einem Kästner-Zitat deutlich: "Was auch immer geschieht: Nie dürft Ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man Euch zieht, auch noch zu trinken!"
"Sarkastischen, intelligenten Humor" versprechen Stücke wie "Arsen und Spitzenhäubchen" (inszeniert von R.A.Güther), "Der Räuber Hotzenplotz" (Regie: Reinhardt Friese) und Loriots "Dramatische Werke" (die bringt Jacob selbst auf die Bühne).
Die Besucher sollen in Neersen von den täglichen Krisen-Meldungen abschalten dürfen. "Es ist nicht meine Ansicht, Theater gegen das Publikum zu machen", betonte die Intendantin und erteilte "Experimenten" beim Sommertheater eine Absage.
Wichtiger Bestandteil im Programm: das Kinderpaket. Das Fingerhut-Theater wird erneut mit "Das Kleine Ich bin Ich" zu sehen sein, dazu gibt’s "Hänsel und Gretel" sowie "Schneewittchen" als Figurentheater.
Die "Comedian Harmonists" sind im dritten Sommer zu sehen. Erstmals werden die "Schmachtigallen" aber auch mit einem eigenen Programm auf der Hauptbühne zu erleben sein: Sie haben einen A-cappella-Abend mit Madrigalen vorbereitet - ein "musikalisches Erlebnis", wie Astrid Jacob betonte. Sie selbst präsentiert "Ich liebe dich - Fragezeichen (?)", ein Lyrik- und Kabarettabend. Zudem gibt es erneut "Liebe in Moll", eine Schlagerrevue mit Marc Suesterhenn.
Vor und hinter den Kulissen der Festspiele glänzen diesmal auffällig viele "Hochkaräter". Dazu zählen Film- und Fernseh-Darsteller wie Brigitte Böttrich (Unser Charly), Staatsschauspieler und Träger von Theaterpreisen. Mit Ulrike Schanko gibt es zudem eine "dramaturgische Beraterin", die im Hauptberuf Intendantin des Rheinischen Landestheaters Neuss ist.
Weitere Informationen zu Terminen und Ticketpreisen gibt es am Telefon (02156/949-132) und im Internet: