NTB will Ängste abbauen

Vorstand des Neersener Turnvereins reagiert mit Offenem Brief auf das Video von „Sire Fred“.

Neersen. Er hat sich viel Zeit gelassen, der Vorstand des Neersener Turnerbundes: Vor knapp einer Woche stellten die Jusos kritische Fragen zu einem Video auf Facebook, das ein Übungsleiter des NTB dort gepostet hatte. „Sire Fred“ — ´sein Name ist der Redaktion bekannt — bemängelte darin, dass die Niershalle seit Anfang des Monats als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird (die WZ berichtete). Seit Mittwochabend findet sich dazu nun eine Erklärung auf der Homepage des Vereins. Erst gestern Abend wurde diese auch per Mail an die WZ geschickt.

Da das Video für erhebliches Aufsehen gesorgt hatte (es war mehr als 11 000 mal angeklickt worden), sieht sich der Neersener Turnerbund „dazu gezwungen, einmalig und abschließend diesen Offenen Brief zu schreiben“, heißt es darin. Die beschlossene Nutzung der Niershalle als Flüchtlingsunterkunft habe dazu geführt, dass der Turnerbund für seine Übungsaktivitäten andere Räumlichkeiten suchen musste — was auch weitestgehend gelang.

Auch die Gruppen von „Sire Fred“ seien betroffenen gewesen. Bevor die Lösungen gefunden wurden, habe er in seinem Ärger und seiner Betroffenheit das Video veröffentlicht. „Er bringt darin seine persönliche Meinung zum Ausdruck. Dies hat er nicht als Übungsleiter des NTB getan und auch nicht während der Trainingszeiten“, so die Erklärung des Vorstandes.

Der Neersener Turnerbund habe das Video geprüft. Der Vorstand ist der Meinung, dass der Autor sich im Rahmen der Meinungsfreiheit und des Grundgesetzes bewegt hat. Anders beurteilt er die Nutzung der Niershalle als Drehort: Es sei „Sire Fred“ nicht gestattet gewesen, für den Videodreh seinen Schlüssel zu nutzen. Deshalb habe man den Fall an die Stadt Willich weitergeleitet.

Der Übungsleiter, der das Video schon vor Tagen von seiner Facebook-Seite entfernt hat, geht mit seinen Gruppen auf eigene Kosten in gewerbliche Sporthallen. Er habe dem geschäftsführenden Vorstand am Montag angeboten, auch Flüchtlinge aus der Niershalle kostenfrei in die Gruppen aufzunehmen, heißt es in dem Offenen Brief.

Wie der Vorstand weiter erklärt, habe er lange überlegt, ob und was er veröffentlicht. „Ängste und Befürchtungen in der Bevölkerung müssen abgebaut werden. Bereits vorhandene Gräben dürfen nicht vergrößert werden. Andernfalls wird die Integrationsarbeit nur erschwert.“

Fakt sei, heißt es weiter, dass die ersten Flüchtlinge in der Niershalle eingetroffen sind. Die Menschlichkeit gebiete es, ihnen jetzt zu helfen. Der Sport stehe für die Integration von Menschen aller Hautfarben, Nationalitäten, Religionen und Kulturen. „Der Neersener Turnerbund sieht sich in dieser Tradition und hat begonnen, Kontakte zu den Bewohnern der Niershalle zu knüpfen.“ Mediale Aktivitäten zur Selbstdarstellung trügen dagegen nur zur Polarisierung bei. Deshalb werde der NTB sich nicht mehr öffentlich zu diesem Thema äußern.