Tönisvorst Popeye trifft die Jamaika-Koalition
Fast 800 bunt kostümierte Narren zogen beim Tulpensonntagszug durch St. Tönis.
St. Tönis. Pünktlich um 14.11 Uhr strahlt die Sonne. Das heißt, eigentlich sind es sogar fünf Sonnen. Erich Schützendorf hat eine Fußgruppe zusammengetrommelt, die in leuchtenden Gelb- und warmen Organetönen um die Wette strahlt. „Wir haben uns den alten Bläck-Fööss-Song ‚Wenn de Sonn schön schingk‘ als Motto ausgesucht und die Kostüme entsprechend gebastelt“, erzählt Schützendorf. Dass sie damit vielleicht die echte Sonne hervorlocken könnten, bleibt in diesem Jahr leider eine unerfüllte Hoffnung.
Aber nicht nur die kleine, sonnige Fußgruppe hat sich Mühe beim Kostümbasteln gegeben. Auffällig viele tolle Kostüme und originell gestaltete Wagen gibt es in diesem Jahr beim Tulpensonntagszug in St. Tönis zu sehen. „Darios Leute“ etwa haben einen großen, goldenen Oscar gebastelt. „Ob laut oder leise, wir verleihen uns unsere eigenen Preise“ steht auf dem Wagen, der von Herrn und Damen in feinen Anzügen und in edlen Abendkleidern bevölkert wird. Eine Gruppe aus dem Forstwald ist als schwarz- und buntgefiederte Raben unter dem Motto „Wir fliegen auf St. Tönis“ unterwegs.
Und auch die Turnerschaft ist mit 60 Sportlern wieder dabei. „Wir gehen als Popeye, denn Sport macht stark“, sagt Andreas Helemann, zeigt auf seine dicken (Schaumstoff-) Unterarme und holt eine (Papp-) Dose Spinat aus der Tasche. Sportlich ist auch die Landjugend erschienen. Als olympische Wintersportler verkleidet, ziehen die Jugendlichen in einem toll dekorierten Pistenwagen mit. Sportlich und politisch zugleich ist die Gruppe „Fies Gelb“. Mit einem Rennbob in Jamaika-Farben geht sie an den Start, merkt aber an: „Ziel verfehlt“.
Der „Krefelder Freundeskreis“, ebenfalls als Rastafaris verkleidet, hat das Motto „Jamaika-Koalition — Wir ziehen das durch“. Die größte Gruppe ist in diesem Jahr zum ersten Mal dabei. Mit 155 Kindern, Eltern und Lehrern ist die Katholische Grundschule Schulstraße gekommen. „Die Idee ist schon alt, und weil das Prinzenpaar in diesem Jahr aus unserer Elternschaft kommt, haben wir sie endlich umgesetzt“, sagt Schulleiterin Sabrina Broll. „Schulwittchen und die vielen Zwerge“ ist das eigene Motto der Schule.
Während Kinder, Eltern und Lehrerinnen als süße Zwerge mit roten Zipfelmützen, weißen Bärten, karierten Hemden und grünen Schürzen unterwegs sind, zieht Markus Huypen, der einzige Mann im Kollegium, als Schulwittchen im Kleid mit. Als besonderes Highlight haben die Grundschüler einen Flashmob, einen scheinbar spontanen Tanz, einstudiert, den sie immer dann zeigen, wenn der Zug ins Stocken gerät und für den sie viel Beifall von den Zuschauern am Straßenrand bekommen.
111 Teilnehmer hat das Michael-Ende-Gymnasium angemeldet. Sechstklässler und ihre Geschwister, Eltern und 30 Lehrer sind als Zauberlehrlinge Harry Potter und Hermine kostümiert. „Und auf unserem Wagen sitzt Harry auf einem Apfel, weil wir doch in der Apfelstadt sind“, erzählt Lehrer Stefan Küpper. Äpfel im Gepäck hat die Apfelkönigin Melanie I., die schon in der vorigen Woche den Vorster Zug beehrt hat. Königlich und märchenhaft sind die Sportler der Teutonia mit dem Motto „Ein Verein wie ein Märchen“ dabei.
Als bunte Schmetterlinge und fröhliche Raupen ziehen die „Lustigen Zugvögel“ mit, als Piraten sind die Freunde des Prinzenpaars Christian I. und Nici I. unterwegs. Die wiederum thronen auf ihrem schmucken Wagen und bringen, ebenso wie das Kinderprinzenpaar und die Karnevalsgesellschaften, mit viel Spaß großzügig Kamelle und Strüßje unter das närrische Volk an den Straßen von St. Tönis.