Fahrradmobilität im Kreis Viersen So schön sind die Routen des Radwandertags

Kreis Viersen · Am Wochenende steht der NRW-Radwandertag an. RP-Redakteur Sven Schalljo ist vorher eine der geplanten Routen über knapp 40 Kilometer von St. Tönis nach Viersen und zurück abgefahren und hat sie erkundet.

Eindrücke von der Route beim Radwandertag von St. Tönis über Forstwald, Viersen, Süchteln, Oedt und Vorst.

Foto: Sven Schalljo

Wer kein absolut erfahrener Radwanderer ist und im Vorfeld auf eine der Karten des Radwandertages NRW schaut, der kann schnell entmutigt werden: Die Touren wirken auf den ersten Blick sehr lang – und gut 38 Kilometer, wie bei der von mir ausgewählten Tour von St. Tönis über Anrath, Forstwald, Viersen, Süchteln, Oedt und Vorst zurück zum Startpunkt, hören sich in der Tat auch sehr weit an. Allerdings sind diese für jeden einigermaßen geübten Radfahrer gut zu schaffen. Die Frage ist eigentlich nur, in welcher Zeit. Das aber ist in Zeiten von Pedelecs und E-Bikes eigentlich, sogar für Senioren oder aus anderen Gründen nicht besonders sportliche Menschen, auch ein eher untergeordnetes Problem.

Wichtig sind vor allem zwei Dinge – erstens: Große Teile der Strecke verlaufen über (Neben-) Straßen, sind aber asphaltiert. Es gibt jedoch auch Abschnitte, die über Feldwege führen. Besonders an einer Stelle, zwischen den Baggerseen gleich zwischen St. Tönis und Forstwald hindurch, ist es ein Kiesweg, bei dem einige Schlaglöcher mit Kies aufgefüllt wurden. Das Rad „schwimmt“ hier etwas, was für unsichere Fahrer kritisch sein könnte. Hier ist Vorsicht geboten.

Ansonsten ist es eine Tour, die sich gut und fast ohne unplanmäßige Stopps fahren lässt. Die Route ist hervorragend gewählt, und nur wenige Ampeln oder große Straßen sind zu überqueren. Die meisten Wege führen durch die durchaus unterschätzte Natur des Niederrheins auf gut ausgebauten Feld- oder Wirtschaftswegen. Am Radwandertag selbst sind die Touren geführt, sodass die Navigation naturgemäß unproblematisch ist. Wer sie vorher oder nachher allein nachfahren möchte, benötigt aber, gerade in Zeiten des Navis, etwas Übung in der Navigation mit einer Karte. Denn oft verleiten größere Straßen, sie entlang zu fahren, der kleine Feldweg wird intuitiv „links liegen gelassen“. Ich selbst musste dreimal ein gutes Stück zurückfahren, sodass die Tour noch etwas länger wurde.

An den Routen sind auch Ausflugsziele eingezeichnet. So zum Beispiel das historische Gefängnis in Anrath, ein Baggersee in Oedt (an dem allerdings Baden nicht gestattet ist, dafür gibt es einen schönen Bereich mit Liege-Bänken zum entspannen), Haus Neersdonk oder das Auffelder Bauerncafé in Oedt. Dort gibt es eine überraschend reichhaltige Karte mit selbstgemachtem Kuchen. Für die Tour definitiv ein Tipp für eine Stärkung.

Auch ansonsten liegt der wohl schönste Teil der Strecke zwischen Süchteln und Oedt. Über einen relativ schmalen Weg geht es mitten durch den Wald, über kleine Brücken über die Niers und einen Nebenfluss und entlang kleinen, aber sehr dichten Hainen im weiteren Verlauf. Schon der Beginn dieses Stücks zeigt, was folgen wird. Eine kleine asphaltierte Straße entlang kommt der Radwanderer an eine Kreuzung mit einem Feldweg, der rechts in Richtung Oedt in den Wald mündet. Nach wenigen Meter ragen von beiden Seiten Pflanzen hinein, sodass zwei Radfahrer nicht nebeneinander fahren können. Es ist das fraglos „urigste“ Stück der Strecke.

Der städtischste Teil der Tour führt zuvor durch Viersen. Hier, am Rathausmarkt, ist auch der zweite Start- und Zielpunkt neben dem in St. Tönis. Dort übrigens geht es los am St. Töniser Obsthof mit seinem Hof-Café, wie weithin zu sehen mit roten Ziegeln auf das Dach geschrieben wurde. Überhaupt ein kleiner Tipp: Auf der ganzen Strecke geht es an einem knappen Dutzend Hofläden vorbei. Wer gern ein paar Erdbeeren, neue Kartoffeln oder sogar Frische Eier aus einem Automaten in Vorst mitnehmen möchte, um am Abend vielleicht noch entspannt zu genießen, der sollte daran denken, entsprechende Transportmöglichkeiten mitzunehmen.

Insgesamt ist es eine sehr schöne, eine durchaus entspannte Tour. Steigungen gibt es gar nicht, stark befahrene Straßen sind bis auf ein kurzes Stück zwischen Forstwald und Anrath, wo es auf dem baulich getrennten Radweg gut 500 Meter entlang der L 384 geht, ebenfalls ausgenommen. Die Tour und einige Punkte daran sind ohne Frage eine Empfehlung – längst nicht nur am Radwandertag selbst.