Ratssaal: Vereine sind sauer
Der Entschluss, die Räume an der Hochstraße nur noch für die Politik zur Verfügung zu stellen, stößt bitter auf.
Tönisvorst. „Rathaus ohne Kultur?“ Das fragt der Tönisvorster Verein „Kultur im Rathaus“. Vorsitzender Günter Scheuer bezieht sich auf den WZ-Bericht vom Mittwoch, wonach der Ratssaal an der Hochstraße in St. Tönis nur noch von der Politik genutzt werden soll und die Vereine möglicherweise das Nachsehen haben. „Kultur im Rathaus“ nutzt den Ratssaal seit acht Jahren, hat dabei im Durchschnitt 80 Besucher.
Was Günter Scheuer auf die Palme treibt, ist die Behauptung, dass der Bauhof das Mobiliar vor jeder Veranstaltung auf die Galerie tragen müsse, was eine unverhältnismäßige Belastung darstelle. „Bei oder nach keiner Veranstaltung war der städtische Bauhof tätig. Wenn mal ausnahmsweise einzelne Tische oder Stühle umgestellt wurden (innerhalb des Saals), etwa zur Aufstellung eines kleinen Podiums, haben dies unsere Vereinsmitglieder in wenigen Minuten erledigt.“
Auch das Argument, durch eine Nutzung mit mehr als 200 Menschen sei der Brandschutz besonders teuer, hält Scheuer für nicht stichhaltig. „Nach der geltenden Satzung von 2007 sind nur maximal 100 Besucher bei solchen Veranstaltungen zugelassen, was auch streng beachtet wurde.“ Darüber hinaus fragt Scheuer, was es denn mit Ratssitzungen auf sich habe, wenn die Gesamtzahl der Anwesenden inklusive Besucher die Zahl von 100 deutlich überschreite.
Nicht zuletzt weisen Scheuer und sein Stellvertreter Hubert Klein darauf hin, dass im Neersener Schloss im Ratssaal sowohl Sitzungen als auch kulturelle Veranstaltungen stattfänden. „Ist das dort kein Problem?“
Unterdessen hat sich der Tönisvorster Pfarrer Ludwig Kamm in die Diskussion gemischt. „Es gibt doch Alternativen für künstlerische oder gesellschaftliche Veranstaltungen“, schreibt er zu dem Artikel im Internet. Und nennt aus seiner Sicht einen anderen Ort. „Ich denke dabei z.B. an das Gemeindezentrum „Haus Vorst“, das in St. Tönis noch viel zu wenig bekannt ist.“
Ein User, der sich „Otto Insider“ nennt, pflichtet dem Geistlichen bei. „Pfarrer Kamm hat recht, zumal Haus Vorst sich auch sehr gut für Behinderte, auf den Rollstuhl angewiesene Bürger eignet.“
„Wir sind ratlos. Das trifft die kleineren Vereine besonders“, reagiert Manfred Küsters von der Künstlerguppe Facette. Wenn die Satzung jetzt gestrichen werde, sei der Raum weg. „Da stellt man sich schon die Frage der Wertschätzung: Will man uns überhaupt noch?“ Einerseits werde immer von Ehrenamt geredet, auf der anderen Seite treffe es diejenigen, die nicht-kommerziell etwas auf die Beine stellten. „Es wäre schön, wenn man sich mit uns zusammensetzen und eine Lösung suchen würde“, sagt Küsters.