Ein Rosenmontag wie im Märchen

Mit viel Lokalkolorit waren die Narren in Neersen unterwegs. So gab es „Schallschlucker“ und Bauarbeiter.

Neersen. Baustelle Minoritenplatz, ein Festzelt an der Pappelallee statt Wahlefeldsaal — diese Besonderheiten spiegelte der Kinder-Rosenmontagszug der Karnevalsgesellschaft „Schlossgeister“ deutlich wider. Auch die Organisatoren kämpften im Vorfeld mit Problemen. Aber Ende gut, alles gut: Der Zug hatte mehr Lokalkolorit als jemals zuvor.

Bernd Schepers dürfte den Menschen, die gerne den Wahlefeldsaal oder das Bistro im Schlosspark nutzten, aus der Seele gesprochen haben: Als „Schallschlucker“ waren er und Gleichgesinnte in seinem exotischen, aus Indien stammenden Dreirad unterwegs. Das Motto der Männer vom Neersener Turnerbund: „Wenn’s der liebe Nachbar will, wird’s in Neersen mäuschenstill“.

Die Männer um Roland Samanns vom Unternehmerstammtisch gaben sich tatkräftig: „Wir bauen unseren eigenen Saal“, war an ihrem Wagen zu lesen. Ob sie ihn in Euro bezahlen oder in „Juppi“, der Notwährung, die die KG Torfmöps propagierte?

„Trotz Stunk und Streit im Wahlefeldsaal feiert die Straßengemeinschaft Am Tanneböschke Karneval“: Diese Gruppe machte im Bauarbeiter-Look auf die aktuelle „Baustelle Brauchtum“ aufmerksam. Die Mädels vom Tanzsportclub „Let’s dance Neersen“ kamen dagegen als Figuren aus Disney-Produktionen. Vanessa Rodorf etwa machte als „Belle“ mit, die junge Frau aus „Die Schöne und das Biest“.

Schlossgeister-Präsident Jürgen Leipertz freute sich, dass die Gruppen wieder groß und farbenfroh waren. Ebenfalls positiv: Trotz des kalten Wetters wurden die Zugwege von vielen bunt verkleideten Zuschauern gesäumt.

Die Straßengemeinschaft An der alten Niers machte zum ersten Mal mit. „Ein schöner Sack kommt selten allein“, lautete ihr Motto. 32 „Säcke“ hatten sich angemeldet, darunter ein Sau-Sack, ein Saft-Sack und ein Stroh-Sack.

Detlef Nicola von den Schlossgeistern schilderte der WZ, wie schwierig es war, einige Teilnehmer zu animieren, am Zug teilzunehmen: „Die Stadt hat uns verboten, mit den Wagen in die Pappelallee zu fahren. Daraufhin wollten einige aus Protest nicht teilnehmen. Denen mussten wir erklären, dass sie damit uns treffen würden und nicht die Stadt.“

Es war also einiges komplizierter als sonst. So wurde für das kleine Stadtprinzenpaar, Paul I. und Clara I., eigens ein Fahrdienst organisiert, der sie von der Ecke Rothweg/Pappelallee zum Zelt brachte, wo nach dem Zug gefeiert wurde.