Maria Fernanda Mendoza: Aus Kolumbien in den Karneval
Maria Fernanda Mendoza aus Bogotá hat schon einen Orden erhalten.
St. Tönis. Den Karneval im Rheinland wollte Maria Fernanda Mendoza schon lange kennenlernen. Die junge Frau aus Kolumbien ist zurzeit Gast in St. Tönis. Und nutzt dabei nicht nur die Gelegenheit, mit ihrem Lebensgefährten Thomas Scheurenberg das Winterbrauchtum zu erleben.
Kurz nach der Ankunft am Niederrhein ging der erste Ausflug in die Krefelder Innenstadt. Dort fotografierte die Kolumbianerin, die aus der Hauptstadt Bogotá stammt, wie die Kleidung hier in hiesigen Schaufenstern ausgestellt wird. Aber nicht nur in Sachen Mode war die gelernte Fashion-Designerin unterwegs.
An Altweiber machte sie die erste Erfahrungen mit dem deutschen Karneval. Sie feierten in der Sparkasse, der Volksbank und in der Krefelder Traditionsgeststätte „Herbst Pitt“.
Am Sonntag stand dann der St. Töniser Tulpensonntagszug auf dem Programm. Gefeiert wurde am Straßenrand — und nach dem Zug mit der Artillerie-Gruppe in deren Eventlokal an der Hochstraße. Zur Erinnerung an ihren ersten Karneval in St. Tönis überreichte der Jugendkarnevalsverein ihr den Jubiläumsorden, den sie gestern dann beim Krefelder Rosenmontagszug trug.
Denn der Bazillus Karneval hatte sie infiziert, und den Krefelder Zug wollte sie sich unbedingt anschauen. „Den Orden werde ich ganz stolz in meine Heimat mitnehmen“, erklärte die Kolumbianerin.
Ein weiteres Ziel war das Heimathaus an der Antoniusstraße in St. Tönis. Kein Wunder: Maria Fernanda Mendoza ist wie ihr Freund Thomas Scheurenberg Mitglied des Heimatbundes. Ursula Scheurenberg, stellvertretende Vorsitzende des Vereins, ist die Mutter von Thomas Scheurenberg.
Kennengelernt hat die Frau aus Bogotá ihren Lebensgefährten auf einer Textilmesse in Kolumbien. Sie ist selbstständige Fashiondesignerin und hat ein abgeschlossenes Marketingstudium. Außerdem berät sie kolumbianische Textilunternehmen, Trends auf dem Weltmarkt zu erkennen und hilft ihnen, die Ware zu präsentieren.
Eigentlich sind sie und ihr Lebensgefährte auf dem Weg zu einer Modemesse in Paris. Allerdings machte das Paar einen Zwischenstopp in St. Tönis. Als sie Samstagmorgen im Heimathaus waren, strahlte die Kolumbianerin: Hans Marquart zeigte ihr einen fast 200 Jahre alten Webstuhl und erklärte, wie man — vor der Erfindung der maschinellen Webstühle — Stoffe anfertigte. Maria hörte sich alles neugierig an und machte viele Fotos.
Die Handtücher, deren Stoff auf dem Webstuhl hergestellt wird, kann man dort auch kaufen. Hans Marquart schenkte ihr als Andenken an den Besuch in Deutschland eines davon. Begeistert bedankte sie sich: „I need to hug you!“ (Ich muss Sie umarmen!) — und ließ gleich Taten folgen. Marquart gab ihr darauf noch den Tipp, das Handtuch höchstens bei 40 Grad zu waschen — damit das Andenken lange hält.