Pfarrer Ludwig Kamm: „Papst Benedikt hat Kirchengeschichte geschrieben“
Der Rücktritt des Papstes löst Respekt und Hochachtung aus.
Willich/Tönisvorst/Rom. Dieser Paukenschlag hallt nach — bis in die kleinsten Kirchengemeinden hinein. Die Ankündigung von Papst Benedikt XVI., ab Ende Februar sein Amt zur Verfügung zu stellen, hat viele Katholiken ein wenig ratlos zurückgelassen. Was allerdings nicht mit „verständnislos“ gleichzusetzen ist. Denn Verständnis findet das Kirchenoberhaupt bei vielen Gläubigen.
„Ich habe zunächst meinen Ohren nicht getraut“, sagt der Tönisvorster Pfarrer Ludwig Kamm, den die Nachricht nach seiner Rückkehr aus Burundi ereilte. Für ihn ist der Rücktritt „ein unserer heutigen Zeit entsprechender Schritt.“ Das öffentliche Siechtum von Johannes-Paul II. sei unerträglich gewesen. „Das Petrusamt erfordert einen gesunden Mann, wenn es denn nur Männer sein sollen.“ Mit diesem Schritt habe Benedikt Kirchengeschichte geschrieben. Künftig könne niemand mehr bis zum letzten Atemzug im Amt bleiben.
„Ich finde das gut“, betont auch Karla Meiendresch aus Anrath, Vorsitzende des Bürgervereins und frühere Religionslehrerin. „Es ist doch gut, wenn ein Mensch zurücktritt, weil er merkt, dass er nicht mehr leistungsfähig ist.“ Sie habe es schon beim Vorgänger sehr bedauert, dass der diesen Schritt nicht gemacht habe. „Das ist doch besser, als zur Marionette von irgendwelchen Kardinälen zu werden“, sagt Meiendresch. Das könne doch wirklich niemand wollen. Der Papst sei von einem „natürlichen Verschleiß“ betroffen und reagiere darauf.
Was wünscht sie sich von dem Nachfolger? „Er muss die Probleme ansprechen. Dazu zählt auch, dass die Wiederverheiratung Geschiedener Eingang finden muss“, sagt die Anratherin.
„Von den Socken“ war Anne Kremers (Bild 2) aus Schiefbahn. Sie arbeitet im Hubertusstift und bei der Kirche, engagiert sich zudem seit vielen Jahren ehrenamtlich. Sie erfuhr aus dem Radio von dem Schritt Benedikts. „Ich ziehe den Hut“, sagt die Frau, die sich als „Alltags-Christin“ bezeichnet. Gemeinsam mit Messdienern war sie 2006 in Rom. „Es war einfach sehr schön zu hören, wie er den jungen Leute mit normaler Sprache begegnete“, sagt Kremers. Auch das habe er beherrscht. Neben seinen überragenden Fähigkeiten als Denker in Glaubensfragen. „Er hat schon eine Ausstrahlung. Das habe ich auch beim Weltjugendtag erlebt, als er noch nicht Papst war“, schildert die Schiefbahnerin. So charismatisch wie sein Vorgänger sei er nicht gewesen.
Eine „respektvolle Entscheidung“, findet Rolf Klein, evangelischer Pfarrer aus Willich. Der Kräfteverlust sei in jüngster Zeit nicht mehr zu übersehen gewesen. Er habe sich vorgenommen, in seiner Gemeinde für das anstehende Konklave zu beten. „Für die große Schwesterkirche“, sagt er. Es müsse sich künftig bei den Themen Zölibat und Frauen im Priesteramt etwas tun. „Die Lage in Deutschland ist dramatisch.“ Die Basis sei deutlich weiter als die Spitze, findet Klein.
„Ich finde es eine gute Entscheidung. Wenn er sich so fühlt, dass er das Amt und die Last nicht mehr tragen kann, ist es besser, sich die Freiheit zu nehmen und zurückzutreten“, sagt Pfarrer und Regionaldekan Johannes Quadflieg. Er blickt auch in die Zukunft: „Der neue Papst muss integrieren können.“