Rauchverbot: Einbrüche bei den Umsätzen in Gaststätten
Striktes Rauchverbot: Wirte klagen über den Wegfall von 20 Prozent der Stammgäste.
Willich. Viele Wirte klagen laut über das seit Mai 2013 verhängte Rauchverbot. Es gebe Umsatzeinbußen von 30 bis 50 Prozent. Nur wenige Wirte halten sich nicht an das Verbot. Dazu erklärte Ordnungsamtsleiter Martin Zinnel auf WZ-Anfrage, seit Mitte des vorigen Jahres sei rund ein Dutzend Mal eine Ordnungswidrigkeit festgestellt worden.
„Es ist für uns verdammt schwer geworden“, sagt Sonja von Scheidt, die seit 27 Jahren das Tanzbistro Melody an der Kreuzstraße führt. Die Chefin spricht von Umsatzeinbußen zwischen 40 und 50 Prozent.
Nicht alle Wirte haben etwas gegen verstärkte nächtliche Kontrollen durch das Ordnungsamt — vor allem draußen. „Um den Vandalismus in den Griff zu bekommen, ist dies nur zu begrüßen“, sagt Jochen Contzen vom „Black Jake“ an der Peterstraße. Contzen spricht aber ebenfalls davon, dass er durch das strikte Rauchverbot 20 Prozent seiner Stammgäste verloren habe: „Viele lassen sich nicht vorschreiben, wie sie ihre Freizeit gestalten möchten. Umsatzrückgang: etwa dreißig Prozent“, stellt Contzen fest.
Gelegentlich fänden Kontrollen durch das Ordnungsamt statt. Ein Bußgeld für das Rauchen drinnen habe er noch nicht zahlen müssen, wohl aber für draußen. Contzen: „Ich habe mal einen Tisch rausgestellt, und ein Besucher wurde dann beim Rauchen mit einem Glas Bier in der Hand erwischt.“ Da er keine Außen-Konzession habe, sei beides nicht erlaubt. Dafür sollte er ein Bußgeld von 900 Euro zahlen, das dann auf 500 Euro reduziert worden sei.
„Toi, toi, toi : Drinnen hat es noch keine Kontrollen gegeben. Unsere Gäste halten sich aber auch ans Rauchverbot“, sagt Sonja von Scheidt, die ihr Tanzlokal an einigen Tagen bis fünf Uhr morgens geöffnet hat. „Es ist ein täglicher Kampf, Angetrunkene zu überzeugen, dass sie ihren Glimmstängel vor der Tür rauchen sollen“, ergänzt sie.
Durch einen Bauzaun getrennt, habe sie im hinteren Bereich direkt neben dem Volksbank-Parkplatz eine kleine Raucherzone errichtet. „Es hat vom Ordnungsamt schon eine Ermahnung gegeben, dass die Leute dort ruhiger sein sollen“, berichtet sie.
Von einer „Katastrophe“ spricht Oliver Voorter, der seit 2002 das Bierhaus Alt-Willich an der Bahnstraße führt. Auch er darf keine Tische rausstellen, muss strikt darauf achten, dass keiner seiner Gäste mit dem Glas Bier in der Hand draußen raucht. Er nennt Umsatzeinbußen bis zu 40 Prozent, will aber zunächst weiter machen. „Die Stimmung bei vielen anderen Gastronomen im Zentrum von Alt-Willich ist mies“, so Voort.
Martin Zinnel, Leiter des Ordnungsamtes, sieht die Sachlage aus einem anderen Blickwinkel. Permanente Kontrollen fänden nicht statt. Sein Ordnungsdienst schreite nach (meist anonymen) Beschwerden ein, kontrolliere dann mehrmals, ob die Vorwürfe zuträfen. „Der überwiegende Teil der Wirte in Willich hält sich an das Gesetz“, sagt Zinnel.
Die Höhe der Bußgelder falle unterschiedlich aus. Zinnel: „Es ist schließlich was anderes, wenn in einer vollen Kneipe ein Gast vom Wirt unbemerkt raucht oder ob sich in einer fast leeren Gaststätte der Gast und der Wirt eine Zigarette anstecken.“
Als positiv wertet Zinnel die abendlichen Fahrten des Ordnungsdienstes: „Dadurch ist an den Lokalen die Lautstärke der Raucher stark zurückgegangen.“