Regen sorgt für nasse Keller

Der Winter ließ Grundwasser in Häuser drängen. Die Stadt verweist auf die Architekten.

Schiefbahn. Truus Sagner hatte in den vergangenen Wochen viel zu schleppen. Die Witwe des im Vorjahr verstorbenen CDU-Ratsherren Ralf-Hasso Sagner musste nämlich in ihrem Haus im Knickelsdorf große Teile des Kellers ausräumen. Grund: Dort stand plötzlich Wasser.

„Alte Möbel habe ich gleich in einem Container entsorgt, die Spielzeug-Sammlung meines Mannes auf dem Dachboden in Sicherheit gebracht“, berichtet Truus Sagner. Auch etliche Nachbarn seien vom Anstieg des Grundwasserspiegels und dem Eindringen des Wassers betroffen. „Die Feuchtigkeit dringt bei uns offenbar zwischen der Bodenplatte und der doppelten Reihe Kalksandsein, die darauf aufgemauert wurde, ein“, vermutet die Schiefbahnerin. Und ärgert sich: „Leider zahlt für so etwas die Versicherung nicht.“

Paul Eraerds wohnt von Truus Sagner etwa zwei Kilometer entfernt an der Bruchstraße. Aber er hat ganz ähnliche Probleme: „Teils ist das Wasser bis zu drei Zentimeter am Tag gestiegen“, klagt er. Man wisse gar nicht, was man noch machen soll. Er habe deshalb schon versucht, Bürgermeister Josef Heyes zu erreichen, doch das sei ihm nicht gelungen.

Heyes, der in Schiefbahn-Unterbruch wohnt, kennt das Problem. „Nicht nur Schiefbahn, auch Neersen und Anrath sind betroffen“, sagt er. In seinem eigenen Keller messe er jeden Tag, teils habe das Wasser bei ihm schon 20 Zentimeter unter der Oberkante der Bodenplatte gestanden. „So hoch wie jetzt war es noch nie.“

Die starken Schneefälle im Dezember, danach Tauwetter mit viel Regen („bis zu 60 Liter pro Quadratmeter“) hätten das Grundwasser ansteigen lassen, so Heyes. Nun drücke es in viele Keller hinein. Erschwerend komme hinzu, dass Schiefbahn auf einem alten Rheinarm stehe.

Aus Sicht von Heyes wären die Architekten schon beim Bau der Häuser verpflichtet gewesen, die besonderen Grundwasser-Bedingungen zu berücksichtigen. „Bereits vor 20 Jahren kannte man eine so genannte weiße Wanne.“ Bei diesem Verfahren wird der Keller aus Beton gegossen, der durch besondere Mischung und Verarbeitung wasserundurchlässig gemacht worden ist.

So etwas koste aber 30.000 bis 40.000 Euro mehr — Geld, das man sich damals vielfach gespart habe, so Heyes. Noch ältere Häuser mit gemauerten Kellern lassen sich nachträglich durch eine „schwarze Wanne“ wasserdicht machen. Dazu wird eine spezielle Bitumen-Beschichtung aufgetragen.

In der Vergangenheit konnten die Willicher Bürger auf der Homepage der Stadt die aktuellen Grundwasserstände an acht Messpunkten nachlesen. Das war nicht nur hilfreich für Hausbesitzer, sondern auch für Bauherrn. Wie Heyes im Januar feststellen musste, ist dieser Service aber der Schließung einer Behörde zum Opfer gefallen.

Die Daten kamen nämlich auf dem „kleinen Dienstweg“ vom Staatlichen Umweltamt in Krefeld. Doch das existiert nicht mehr. Zuständig ist nun das Landesamt für Natur-, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in Recklingshausen. Dort ist aber der Aufbau einer Datenbank zur Grundwasserinformation noch nicht abgeschlossen. Nach den Osterferien, so Heyes, werde sich ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung deshalb nochmals mit einem Sachbearbeiter des LANUV zusammensetzen.

Aktuell entspannt sich die Lage ein wenig. „Der Grundwasserspiegel ist zuletzt um zehn bis 15 Zentimeter gefallen“, sagt Josef Heyes mit Blick auf den Pegel in seinem eigenen Keller.