Rupert-Neudeck-Gesamtschule Tönisvorst Praktisches Lernen in der Natur

Tönisvorst · Die Rupert-Neudeck-Gesamtschule ist eine von drei Schulen in Nordrhein-Westfalen, die am Projekt „Biodiversität macht Schule – Umweltbildung im Projekt Rheinland³“ teilnimmt. Die Schüler lernen ökologische Zusammenhänge kennen.

Ein Teil der Schüler legt im Schulgarten eine Wildblumenwiese an. Dies ist nur eines der vielen Themen im Biodiversitätsprojekt.

Foto: Norbert Prümen

Die Holzbretter mit den Klettverschlüssen lösen ein Lachen bei den Schülern der 7d aus, die sich im künftigen Schulgarten der Rupert-Neudeck-Gesamtschule eingefunden haben. „Damit werden wir nun die Saat anstampfen“, erklärt David-Alexander Bind von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft. Ben, Dominik, Larissa und Liona schnallen sich die Bretter unter die Schuhe. Auf der Fläche, auf der sie vor wenigen Minuten eine Wildblumenmischung eingebracht haben, geht das Festtreten der Samen in der Erde los.

Während die Schüler hier mit Außenarbeit beschäftigt sind, beschäftigen sich ihre Klassenkameraden im Schulgebäude mit Wildbienen und Saatuntersuchungen unter dem Mikroskop. Genevieve Hornby und Lisa Gerhard, Kollegen von Bind, betreuen diese Themenfelder.

Die Rupert-Neudeck-Gesamtschule ist eine von drei Schulen, die an einem Projekt der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft teilnehmen. Unter dem Titel „Biodiversität macht Schule – Umweltbildung im Projekt Rheinland³“ werden Umweltbildungskurse für Schüler von weiterführenden Schulen angeboten. Durch praktische Erfahrungen, wie beispielsweise die Anlage von Blühflächen und Aufstellung von Nisthilfen im Schulgarten, soll eine Sensibilisierung für Naturschutz in der Agrarlandschaft und für die Bedeutung von Ökosystemleistungen erreicht werden. „Wir möchten den Schülern ökologische Zusammenhänge näher bringen und verdeutlichen, wie eine nachhaltige und die Artenvielfalt fördernde Landwirtschaft die Grundlage für die Lebensmittelproduktion sein kann“, erläutert Bernhard Conzen, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.

„Nachhaltigkeit ist ein schönes Wort. Wir wollen es hier mit Leben füllen und ökologisches Bewusstsein wecken“, sagt Schulleiter Andreas Kaiser, der sich über die Anfrage der Naturschutzstiftung gefreut hat und gern in das Projekt eingestiegen ist. Nachhaltigkeit drückt sich an der Rupert-Neudeck-Gesamtschule unter anderem in dem Wasserautomaten für Sprudelwasser, der Kooperation mit dem Zoo Krefeld und der Teilnahme an innerstädtischen Pflanzprojekten aus. Das Projekt der Stiftung wird an der Gesamtschule durch den Biologielehrer Timothy Lee Hornby betreut.

Die Schüler durchlaufen insgesamt drei aufeinander aufbauende Unterrichtseinheiten. Dazu gehören neben der Anlage und den Informationen rund um Blühflächen Experimente in Sachen biologischer Schädlingsbekämpfung. In Mini-Laboren erleben die Schüler, wie der Siebenpunkt-Marienkäfer Erbsen vor Blattläusen schützt. Die Marienkäferlarven ernähren sich nämlich ausschließlich von Blattläusen. Ein Versuch, der nicht nur unter Laborbedingungen funktioniert, sondern auch in der Landwirtschaft, wie die Schüler erfahren. Des Weiteren werden die Schüler einen landwirtschaftlichen Betrieb besuchen, der an der gleichzeitig laufenden kombinierten Naturschutzmaßnahme der Stiftung teilnimmt. Wobei es das Ziel ist, den Lebensraum Agrarlandschaft für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten zu verbessern. „Dort werden die Schüler auf Feldern nach Insekten, Spinnen und Vögeln Ausschau halten, die Arten bestimmen und herausfinden, an welchen Standorten die meisten Arten auftreten und wer welche Rolle im Ökosystem Agrarlandschaft spielt“, sagt Professor Karl-Heinz Erdmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Stiftung.

Auf der frisch angelegten Wildblumenwiese ist derweil die Arbeit abgeschlossen. Die zukünftigen Bewohner werden dort nicht nur Nahrung finden, sondern auch einen Lebensraum. Die Schreinerwerkstatt des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) Krefeld hat eine entsprechende Nisthilfe in Form eines Robiniestammes hergestellt. „Es hat viel Spaß gemacht, die Nisthilfe zu fertigen“, sagt Benjamin, der mit Ben, Manuel, Martin und Tino unter der Anleitung von Carsten Schaap, dem Gruppenleiter der Schreiner, den Stamm fachgerecht mit seinen Bohrungen versehen und im Schulgarten eingebaut hat. Die Zusammenarbeit mit der St. Töniser Gesamtschule besteht schon länger. „Wir haben unter anderem die Tische und Stühle für das Foyer der Schule geschaffen und freuen uns auf weitere gemeinsame Projekte“, sagt Hans-Peter Braf, Werkstattleiter Produktion des HPZ.

Neben der Umweltbildung ist das Projekt der Stiftung auf die besagten kombinierten Naturschutzmaßnahmen ausgelegt. In enger Zusammenarbeit mit 16 Landwirten aus verschiedenen Regionen werden sich drei ergänzende Naturschutzmaßnahmen, sogenannte trinäre Kombinationen in der Agrarlandschaft, kurz Trikas genannt, umgesetzt. Die Maßnahmen werden nicht wie üblich an verschiedenen Stellen eines landwirtschaftlichen Betriebes durchgeführt, sondern als sich ergänzende Kombinationen gleichzeitig an einer Fläche. Die Schüler werden dazu beitragen, die Ergebnisse der Tirkas festzuhalten.