Gruppentanz aus den USA Line Dance: Von USA nach St. Tönis

Tönisvorst · Der SC St. Tönis hat zum Workshop „Country Line Dance“ eingeladen. Der in den USA entwickelte Gruppentanz erfreut sich hier einer immer größer werdenden Beliebtheit. Dabei fordert der Tanz nicht nur den Körper, sondern auch das Gehirn.

Übungsleiterin Andrea Kupka gibt die Richtung vor beim Workshop „Country Line Dance“.

Foto: Norbert Prümen

„Stellt Euch gerade hin, hakt einen Daumen in den Gürtel oder die Hosentasche. Der andere Arm hält die Balance. Jetzt machen wir einen Schritt nach rechts, überkreuzen hinten und machen einen Tap.“ Die Übungsleiterin Andrea Kupka steht in der Vereinshalle des SC St. Tönis und gibt über ihr Mikrofon die Kommandos. „Eins, zwei, drei, vier …. und was nach rechts geht, geht auch nach links.“ Hinter ihr stehen knapp 30 Frauen und ein Mann in mehreren Reihen nebeneinander, haben ihre Blicke auf Andrea Kupkas Cowboystiefel geheftet und folgen ihr aufs Wort. Fast. Hier und da gibt es einen Stolperer, ein leicht irritiertes Gesicht, wenn die Füße aus dem Takt geraten, aber die meisten Teilnehmerinnen machen – je länger es dauert, umso mehr – einen sehr zufriedenen Eindruck.

Es ist Freitagnachmittag. Der SC St. Tönis hatte zu einem dreistündigen Workshop „Country Line Dance“ eingeladen, und die Resonanz war groß. Bereits seit November vergangenen Jahres hat der SC St. Tönis den Kurs „Line Dance“ im Programm. Mit dem „Country Line Dance“, sagt Regina Gotzian, Geschäftsführerin des Vereins, „wollten wir unser Angebot erweitern.“ Ihr Anliegen ist klar: „Die Menschen sollen Freude an der Bewegung haben. Kein Leistungsanspruch steht dahinter, sondern das Vergnügen ist wichtig.“

Durch Country ist ein falsches
Bild des Tanzes entstanden

Line Dance, Modern Line Dance, Country, Catalan – die Begriffe schwirren durch die Luft. Der Line Dance ist ein Gruppentanz, der sich in den USA entwickelte. Europäische Einwanderer brachten den Tanz im 18. Jahrhundert mit. Es gibt eine Vielzahl von festgelegten Schrittfolgen, aus denen die Tänze choreografiert werden. Je nach Musik und Choreografie wird dann unterschieden in Modern, Country, Catalan.

Die Trainerin Andrea Kupka kennt sich aus. Sie ist schon jahrelang vom Line Dance-Fieber infiziert. Getanzt hat sie lange Zeit in Hessen. Country Line Dance, wie sie betont. „Der Original Country Line Dance wird überall in Deutschland getanzt, nur um Nordrhein-Westfalen macht er einen großen Bogen“, erklärt sie lachend. Den Grund dafür sieht sie in der Nachkriegsgeschichte. Vor allem dort, wo die Amerikaner waren, konnte sich der Country Line Dance durchsetzen. „Viele missverstehen den Begriff“, sagt Kupka, „sie meinen, sie müssten sich als Cowboy verkleiden.“ Kann, muss aber nicht. Die amerikanische Countrymusik habe, meint Kupka, den Line Dance zur Vermarktung genutzt. Damit entstand das etwas falsche Bild des Country Line Dance.

Beate und Dorothea sind schon seit November beim Line Dance und freuen sich über das Workshop-Angebot zum Country Line Dance. „Wir sind Feuer und Flamme“, sagt Beate. Sie ist aus Krefeld angereist. „Der Line Dance passt genau auf mich: Mein Mann tanzt nicht.“ Das ist der große Vorteil des Line Dance: Er ist für Einzeltänzer bestens geeignet. Was Beate noch hinzufügt: „Man tut etwas für den Kopf.“ Angst vor Blamage muss keiner haben, betonen Beate und Dorothea, ausgelacht wird keiner, der einen falschen Schritt tut.

„Augen zu und tanzen“ – Simone aus Viersen hat das passende T-Shirt zum Workshop angezogen. „Das macht großen Spaß und aktiviert das Gehirn,“ schwärmt sie für den Line Dance. Ein Sport für Kopf, Herz und Körper – so scheint es. Die „Lucky Ladies“ sind auch da. Sie tanzen Line Dance in Neersen und haben sich angemeldet, um Neues zu lernen und ihr Repertoire zu erweitern. Gar nicht so einfach sei es, Workshops zu finden, erklärt Marlies. Auch sie betont den positiven Effekt auf das Gehirn, den die Choreografie mit sich bringt. Ein weiterer Effekt: „Man ist im Hier und Jetzt“ – an etwas anderes denken geht gar nicht, möchte man nicht aus dem Takt geraten.

„Fünf, sechs, sieben, acht. Toe. Heel. Stomp.“ Es ist noch keine ganze Stunde vergangen, und die Teilnehmerinnen haben schon mindestens vier Schrittfolgen gelernt. Läuft perfekt. „Ein Training für Körper und Hirn“, betont auch Andrea Kupka. „Line Dance kann Demenz aufhalten“, verspricht sie. Spaß, körperliche und geistige Gesundheit – was mag da widerstehen.