Schneiderwerkstatt des Anrather Lise-Meitner-Gymnasiums Schüler nähen Stoffbeutel für australische Tiere

Anrath. · Das Schicksal der Tiere nach den Buschbränden in Australien hat die Schüler des Lise-Meitner-Gymnasiums so bewegt, dass sie in ihrer Näh-AG Stoffbeutel für verletzte und mutterlose Tiere herstellen.

Friederike, Katharina, Ricarda, Lola und Wiebke (v.l.) nähen Beutel für Kängurus. Lehrerin Susanne Schmidt gibt Tipps.

Foto: Wolfgang Kaiser

Mit einem leisen Klick schiebt Ricarda das Füßchen der Nähmaschine hoch, um den Faden abzuschneiden und den gerade mit einem weißen Baumwollinnenfutter vernähten Beutel herausziehen. „Ups, ich habe die Öffnung vergessen“, bemerkt die Zwölfjährige und greift direkt zum Trenner, um ein kleines Stückchen der frisch genähten Naht wieder aufzumachen. Das ist notwendig, um das Innenfutter, das sich noch über dem eigentlichen Beutelstoff befindet, nach innen zu ziehen.

„Das ist mir kürzlich auch im Eifer des Gefechts passiert“, tröstet Susanne Schmidt mit einem Lächeln. Um die Leiterin der Schneiderwerkstatt des Anrather Lise-Meitner-Gymnasiums rattern die Nähmaschinen. Alle 13 Teilnehmer der AG sind in ihre Arbeit vertieft, wobei diesmal etwas ganz Besonderes entsteht: Die elf Schülerinnen und die beiden Schüler nähen nicht für sich selbst, sondern für den guten Zweck. Im Rahmen der AG entstehen Tierbeutel für Kängurus, Koalas und Wombats in Australien. Die selbstgenähten Stoffbeutel sollen ein Ersatz für den Beutel der Mutter sein.

Seit den verheerenden Bränden in Australien müssen viele Jungtiere ohne Elterntiere aufwachsen, wobei sie teilweise auch verletzt sind. „Daher sollen die Beutel aus reinen Baumwollstoffen genäht werden und keine Nähte haben, an denen sich die Tiere wehtun könnten“, informiert Schmidt, die gerade eine Spende in Form von frisch gewaschener Bettwäsche aus Baumwollstoff auspackt, aus denen gleich die nächsten Tierbeutel entstehen.

Sie selbst war es, die die Idee in die Näh-AG hineintrug. Ausschlaggebend war ein Bericht im Fernsehen, der das Schicksal der Jungtiere verdeutlichte und die Arbeit von engagierten Menschen in Australien zeigte, die sich um die Waisentierkinder kümmern. Dazu wurden die Tierbeutel vorgestellt, und es gab den Aufruf, solche zu nähen. Schmidt informierte sich weiter und stieß auf eine NRW-Gruppe, die diese Beutel näht. „Zudem nahm ich Kontakt nach Australien auf, wo gerade die Tochter einer Freundin von mir ist, die wiederum weiß, wo die Beutel am dringendsten benötigt werden“, sagt Schmidt.

Mit all ihrem Wissen ausgerüstet, stellte sie ihren AG-Teilnehmern das Projekt Tierbeutel vor und stieß auf 100-prozentige Zustimmung. Einige Baumwollstoffe waren noch vom Bumerang-Taschen-Projekt übrig geblieben, die sofort nach den entsprechenden Schnittmustern, die Schmidt organisiert hatte, zugeschnitten wurden. Geschneidert wird in gleich vier Größen, nämlich XS, S, M und L.

„Es ist schön, dass wir etwas von hier aus tun können, um den Tieren in Not zu helfen“, sagt Lola. Die ersten 18 Taschen in Größe XS sind bereits fertig. Ziel ist es, in jeder Größe 20 Taschen herzustellen. Jede Tasche erhält dabei einen Haltegriff, den die Schüler in unterschiedlichen Längen nähen. „Wir haben auf Bildern gesehen, dass die Beutel mit den Trageriemen an eine Art Gestell gehängt werden. Die Tiere sitzen in den Beuteln und können auch darin schlafen“, sagt Friederike.

Um das Ziel der 80 Beutel so schnell wie möglich zu erreichen, wollen die Schüler der Nähwerkstatt neben ihren wöchentlichen Nähstunden den nächsten pädagogischen Tag nutzen, um einen ganzen Tag lang zu nähen. Eigentlich wäre dann schulfrei, aber sie alle wollen kommen und an ihrem Projekt arbeiten.

„Wer uns am pädagogischen Tag, Mittwoch, 5. Februar, unterstützen möchte, der kann ab 9.30 Uhr gern dazukommen und mitnähen“, sagt Schmidt. Sie organisiert am 5. Februar für ihre AG-Teilnehmer ein Frühstück. Gut gestärkt kann dann das Nähen losgehen. Schulleiter Thomas Prell-Holthausen ist von dem Projekt so begeistert, dass er sich ebenfalls einbringt. Er näht zwar nicht, aber dafür will er das Porto spenden, wenn die Stoffbeutel auf die weite Reise ans andere Ende der Welt ­gehen.