Schnelle Autos ärgern die Anwohner
Die Kirchstraße in St. Tönis ist eine Spielstraße. Doch die wenigsten Autofahrer halten sich an die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit. Anwohner schlagen vor, die Beschilderung zu verbessern.
St. Tönis. Wenn die Anwohner der Kirchstraße aus ihren Haustüren heraustreten, dann stehen sie nicht auf einem Bürgersteig, sondern direkt auf der Straße. Die schmale Straße mitten in der Innenstadt von St. Tönis hat nämlich weder an der rechten noch auf der linken Seite einen Gehweg. „Ich bin froh, dass ich direkt neben meiner Haustür einen Blumenkübel stehen habe. Der gibt mir und meinen Enkelkindern nämlich ein wenig Schutz, wenn wir hinausgehen“, sagt Max Quiske, der seit 28 Jahren an der Kirchstraße wohnt und im Laufe der Jahre feststellen musste, dass der Verkehr kontinuierlich steigt.
Nun handelt es sich bei der besagten Straße um eine Spielstraße, wie die großen blauen Schilder mit den entsprechenden Symbolen unübersehbar verkünden. Damit wäre eigentlich ausreichend Sicherheit für die Nutzer dieses Weges gegeben, ob nun Anlieger oder Passanten, die zum Beispiel zur Kirche gehen oder die Straße als kürzeste Verbindung zwischen Innenstadt und ihrem Zuhause wählen. Doch die Autofahrer machen dem einen Strich durch die Rechnung. Nur die wenigsten halten sich an die vorgegebene Höchstgeschwindigkeit von 7 km/h.
Im Oktober vergangenen Jahres hatte Bernhard Kohnen zusammen mit seinen Kindern Lotta (elf Jahre) und Wim (acht Jahre) die Idee, mit einem selbst gemachten Schild die Autofahrer zu bitten, sich an die vorgegebene Geschwindigkeit zu halten. Kohnen fuhr in den Baumarkt, kaufte eine gelbe Kunststoffplatte und rote wasserfeste Farbe. Dann machten sich die Drei ans Werk. Ein Schild mit der Aufschrift „Bitte langsam fahren“ entstand. An einer Holzlatte montiert, stellte die Familie das Schild in den Blumenkübel an der Kirchstraße vor ihrer Haustür.
Es gab viel positive Resonanz, und das nicht nur von den Nachbarn. Fußgänger in der Straße lobten die Aktion. Viele, die die Straße zu Fuß nutzen, beschreiben die Geschwindigkeit der Autofahrer nämlich ebenfalls als zu hoch, was dem Sicherheitsgefühl in der relativ schmalen Straße abträglich ist. Schließlich bewegen sich Fußgänger auf einer Ebene mit den Autos.
„Von den Anwohnern wurden wir sogar angesprochen, ob wir nicht noch mehr Schilder machen könnten“, berichtet Kohnen. Er und seine Kinder kamen dem Wunsch nach, und in jedem der sechs Blumenkübel steckte ein gelbes Schild mit weiteren Wünschen wie „Nicht so schnell“ und „Hier bitte langsam“. Doch lange währte die Freude an den Schildern nicht. Sie wurden bis auf ein einziges zerstört — warum, weiß keiner.
Durch die Baustellen rund um die Kirche, die nur über die Kirchstraße zu erreichen sind, hat sich zudem Lastwagenverkehr eingestellt und die Situation verschärft. „Wir haben uns an den Ordnungsamtsleiter gewandt. Er sprach von unbelehrbaren Bürgern, die Verkehrsschilder ignorieren“, sagt eine Anwohnerin: „Wir fragten nach einer Verkehrskontrolle und erfuhren, dass Schrittgeschwindigkeit schlecht messbar sei.“
Die Frau glaubt, dass das Verkehrsschild „Spielstraße“ an seinem jetzigen Standort, unmittelbar an der Ecke Kirch-/Hochstraße an der Seite der Eisdiele angebracht, einfach zu wenig Beachtung findet. Die Autofahrer sind nach Meinung der Anwohnerin zu sehr mit der Querung der Fußgängerzone an sich beschäftigt, wenn sie in die Kirchstraße einbiegen. „Das Schild müsste weiter nach hinten und tiefer angebracht sein. Vielleicht sollte auch ein Zusatzschild aufgestellt werden, das dem Autofahrer klar macht, dass die Kirchstraße quasi eine Sackgasse ist. Man kann ja nur um die Kirche fahren und fährt dort wieder heraus, wo man hereingefahren ist“, erklärt die St. Töniserin.
Ordnungsamtsleiter Wolfgang Schouten will sich persönlich die Situation, insbesondere das Schild, nochmals ansehen und über eine Versetzung nachdenken. „Die Kirchstraße ist wirklich stark frequentiert, obwohl es überhaupt keine Durchgangsstraße ist“, sagt Schouten. Ansonsten wolle die Stadt den Umbau der alten Schule abwarten und sich danach noch einmal Gedanken machen.