Schülerfilm schafft’s ins Kino

Simon Fricke und Tim Pintgen, beide 16 und Schüler des St. Bernhard, überzeugen mit ihrem Dreh beim NRW-Schulfilmfestival.

Schiefbahn. „Der Künstler ist anwesend.“ Diesen Satz lesen Kulturbeflissene auf Einladungskarten zu Premierenfeiern und Ausstellungseröffnungen gern. Gibt er doch die Chance zum direkten kreativen Austausch mit den Machern. „Der Künstler ist anwesend.“

Dieser Gedanke darf Simon Fricke am Samstag auch durch den Kopf gehen. Dann, wenn der 16-jährige St. Bernhard-Schüler in einem abgedunkelten Saal des Kölner Kinos Cinedom im Sessel sitzt, auf die große Leinwand schaut und seinen eigenen Acht-Minuten-Kurzfilm sieht, den er gemeinsam mit seinem Freund Tim Pintgen (16) vor einem Jahr gedreht hat.

Dass der Streifen „Back to the real life“ höchsten schulischen Ansprüchen genügt, hat „die glatte Eins“ von Kunstlehrerin Marion Braml schon dokumentiert. Sie hatte den Schülern in Stufe 9 das Semester-Thema „Film“ aufgetischt. Das Ergebnis von Simon und Tim hat sie so begeistert, dass sie die DVD in der Originalfassung beim NRW-Kurzfilmfestivals der Schulen 2013 eingereicht hat.

Die hohen Jury-Kriterien dort hat der Film der jungen Schiefbahner offensichtlich auch erfüllt. Simon: „Letzten Montag hat Frau Braml uns um acht Uhr morgens angerufen und gesagt, dass wir in der Endauswahl des Festivals sind.“

Die Lehrerin ist begeistert von der Nominierung und hält nun die Daumen für mehr: Am Samstag ist Filmvorführung, Sonntag die Preisverleihung. „Da gehen Tim und ich auf jeden Fall gemeinsam hin“, sagt Simon.

Vor diesem Video habe er hin und wieder ein bisschen privat gedreht, erzählt der St. Bernhard-Schüler, Bilder und Szenen bearbeitet, „Testaufnahmen halt, um zu sehen, wie Effekte wirken“. Wenn Simon Videos auf YouTube ansieht, dann tut er das genauer als andere: „Ich sag schon mal, der Film ist langweilig, aber toll bearbeitet.“

Langweilig ist der Streifen der beiden Kumpel Simon und Tim nicht, „er behandelt auf sehr lustige, aber auch kritische Weise, was passiert, wenn man sich zu sehr in der digitalen (Spiel)Welt verliert“, sagt Braml. Es geht um einen Jungen, der aufwacht und sich in einem Videospiel wiederfindet. Er muss gegen seinen Freund antreten, denn nur der Sieger kann das Videospiel wieder verlassen.

Das Drehbuch haben Simon und Tim an einem Nachmittag geschrieben, nachdem beide die Idee einer Harry-Potter-Fortsetzung und einer Geschichte über die Mafiazeit verworfen hatten. „Drehbuch, naja. Es waren eher Comiczeichnungen und ein paar Dialoge. Beim Filmen haben wir dann improvisiert“, sagt Simon. Er und Tim spielen selbst, haben sich gegenseitig gefilmt. Für Aufnahmen, die beide zugleich im Bild zeigen, mussten Stativaufnahmen herhalten.

Gedreht wurde auf einer Wiese und auf einem Real-Parkplatz. Real ist nun, dass die fiktive Geschichte tatsächlich vor großem Festival-Publikum gezeigt und möglicherweise prämiert wird. Wenn Simon und Tim am Sonntag tatsächlich einen Preis abräumen, wird es für die beiden Gymnasiasten am Montagmorgen in der Schule bei allem Hochgefühl heißen: Die Künstler sind anwesend. Aber auch: „Back to the real life“.