Schützenfest-Abrissexperten bei der Arbeit

Wenn die Willicher fertig sind mit feiern, geht für manche die Arbeit erst richtig los. Alles muss wieder abgebaut werden.

Willich. Dienstag, 23 Uhr. Das Schützenfest startet zum großen Finale, als Jürgen Drews die Mallorca-Party zum Kochen bringt. Was niemand der Feiernden im großen Festzelt bemerkt, im Schutz der Dunkelheit bauen die ersten Schausteller draußen schon ihre Stände ab.

Nach ein Uhr in der Nacht klingt die Feier langsam aus. Jetzt hat nicht mehr die Geisterstunde, sondern die Stunde von Klaus Caris und seinen fleißigen Recken geschlagen.

Auch sie sind Schützen und hatten - vorsichtig ausgedrückt - die Tage zuvor den ein oder anderen Becher gestürzt. Doch, dass Hopfen und helfende Hände sich nicht geißeln, sondern auch wunderbar ergänzen können, zeigte Klaus Caris, der 2005 selbst als Schützenkönig über den Hofstaat herrschte.

Trotz Augenringen, die bereits violett wie Auberginen waren, orchestriert er seine Männer die ganze Nacht hindurch und treibt sie zum Abbau des Zeltes und der anderen Attraktionen auf dem weitschweifigen Schützenplatz an.

Als dann gegen sechs Uhr morgens die Sonne langsam über dem Horizont aufgraut, ist der größte Teil des Platzes schon längst leer, und von dem Zelt steht nur noch das Gerüst da, wie ein in den Himmel aufragendes, nacktes Skelett.

„Der Abbau geht immer recht fix“, sagt Klaus Caris mit bescheidenem Stolz, während die halbe Stadt noch im Bett ihren Rausch ausschläft. „Wir machen das hier freiwillig im Namen des Allgemeinen Schützenvereins (ASV), sodass wir hier 15 bis 20 Schützen haben, die tatkräftig mit anpacken.“

Jedoch sind die Vereinsbrüder nicht ganz auf sich alleine gestellt. Für den Abtransport des Zeltes ist die Firma „Barrawasser“ zuständig, als Beschicker der Schausteller und logistisches Bindeglied steht die Firma „Rosen“.

Seit 15 Jahren schon leitet Klaus Caris, zusammen mit dem Minister Achim Hasenbeck, den Auf- und Abbau des Schützenplatzes. Bisher sei immer alles glatt gelaufen, auch wenn mal Regen aufzog. „Das ist schlimmer als brütende Hochsommerhitze, denn es besteht die Gefahr, dass die nassen Konstruktionen bei ihrer Einlagerungen rosten oder andere Schäden davon tragen könnten“, sagt einer der Bauarbeiter.

An diesem Tag sollte es regnen, doch die Männer treibt das bloß nur noch mehr an. Klaus Caris macht sich dagegen andere Sorgen: „Ich kann das hier zwar noch acht bis zehn Jahre weiter machen, aber dann müsste sich langsam ein Nachfolger für mich finden.“ Vielleicht macht Klaus Caris seinen Job auch einfach zu gut, so dass der ASV sich keinen anderen für die Aufgabe vorstellen kann. Aber einmal ist alles vorbei, so auch das 127. Willicher Schützenfest.

Gegen Abend, also in weniger als 24 Stunden, ist der Platz schließlich verwaist und von jeglichem Müll befreit, als wäre nie etwas gewesen. Dann darf der Ort wieder die nächsten 360 Tage als öffentlicher Parkplatz genutzt werden, bis es im Juli 2013 wieder heißt: „Üb’ Krug und Hand fürs Vaterland!“